Missy feiert gerne, deswegen lies sie es sich nicht nehmen, am letzten Wochenende (13. – 15.08) das Dockville-Festival in Hamburg-Wilhelmsburg zu besuchen. Auch wenn der Spaß im Vordergrund stand, soll der feministische Blick nicht vergessen werden. Deswegen gibt es hier keine langweilige Festivalnacherzählung, sondern einen kritischen Blick auf den musikalischen Teil des Programms.

Weder die wehmütige Festivalstimmung, noch der industrieromantischen Charme des in Brombeerbüschen gelegenen Geländes, soll uns von einer harten Analyse der Zahlen und Fakten abbringen: Auf den beiden Hauptbühnen (Gross- und Vorschot), die eher gitarrenlastig bespielt wurden, waren insgesamt 47 Acts zu sehen, von denen rund 15 mit weiblicher Beteiligung auf der Bühne standen – das macht im Quotencheck eine ganz ordentliche Zahl von 32 Prozent an Bands mit weiblicher Beteiligung auf diesen beiden Bühnen. Trotzdem zeigt sich, dass auch auf einem Musikfestival das gleiche Phänomen beobachtet weren kann, das bei der Analyse des Arbeitsmarkts unter ‚glass ceiling‘ bekannt ist: nur drei Bands mit weiblicher Beteiligung spielten auf der großen Hauptbühne und im Hauptprogramm, 13 auf der kleineren und eher am Nachmittag. Trotzdem konnte man fantastische Auftritte von Sophie Hunger, Kitty, Daisy & Lewis, Tune-Yards oder Fanfarlo genießen.

Gender-Bending-Pluspunkte gibt es für die Männer. Zum Beispiel für Anna-Maria Kaiser von HGich.T, der genauso wie Vorzeigemusikerin Eva Jantschitsch alias Gustav die geschlechtliche Zuordnung von Namen ignoriert. Aber auch der Gitarrist der eher klassischen Indie-Newcomer The Drums überzeugt durch seine elfenhafte Bühnenperformance und sein Tamburinspiel.

Ein ganz anderes Thema, das nicht nur durch die Kombination von Musik- und Kinderfestival auf dem Dockville präsent war, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. So erzählen zum Beispiel Wir sind Helden im Festivalinterview von dem Restart nach der Babypause und ihrem Touralltag mit Kindern. Und auch der etwas dickere Bauch von Gustav war nicht mehr zu übersehen oder durch Blähungen zu erklären. Sie tanzte in ihrem schwarzen Fransenkleid selbstbewusst vor dem Publikum umher und schien die Drogenabstinenz ganz gut zu vertragen. Während der Zugabe – dem Lied mit dem Fisch, äh Säugetier – hat sie noch einen Tipp fürs Publikum: „Habt Spaß, aber bitte verwendet Kondome“.

Da schließt sich Missy an und wünscht noch viele tolle Festivalmomente.

Bild: © Stefan Malzkorn