absolute-feminismusDie von Klaus Theweleit seit 2002 herausgegebene Reihe „absolute“ glänzte bislang noch nicht mit „Schlüsseldiskursen der Gegenwart“ feministischer Provenienz. Es bleibt zu hoffen, dass damit nun Schluss ist, oder besser noch, dass mit Gudrun Ankeles „absolute Feminismus“ (nach „absolute Simone de Beauvoir“ aus dem Jahr 2003) ein zweiter Anfang gesetzt wurde.

Denn im Zeitalter des queeren, dekonstruktiven, postkolonialen Feminismus, so merkt Politikwissenschaftlerin Gabriele Michalitsch im Gruppengespräch an, das den programmatischen Texten und vier historischen Essays vorangestellt ist, werde „der Feminismus“ schnell abgewehrt. Dabei sei „den Feminismen (…) die politische Theorie und Praxis von auf der Kategorie Geschlecht begründeten gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen“ gemeinsam. Und genau diese asymmetrischen Verhältnisse bleiben uns allen, Menschenrechtserklärungen und Lippenbekenntnissen zum Trotz, wohl noch einige Weile als hot topic und tägliche Baustelle erhalten.

In vier „Moves“ – „Komplizierte Kollektive, Exklusive Utopien, Body Moves, und Auflösungen und neue Gemeinschaften“ – sind hier historisch-feministische Schlüsseltexte versammelt. Von Auszügen aus Christine de Pizans „Das Buch von der Stadt der Frauen“ aus dem Jahr 1405 bis zum „Riot-Grrrl-Manifest“ (1992) oder Tim Stüttgens „Post Porn Loss“ (2007). Dass sich Ankele für eine thematische, nicht lineare Bündelung der Texte entschied, ist ein Glücksgriff, da so diskursive Knoten und Fluchtlinien, teilweise über Jahrhunderte hinweg, in ihren mal weiter, mal enger zusammenliegenden Verschiebungen erkennbar werden. Und dann? „[W]enn Sexualität eine gewisse Enteignung des ‚Ichs‘ mit sich bringt, dann bedeutet das nicht das Ende für meine politischen Forderungen. Es bedeutet nur, dass man, wenn man solche Forderungen erhebt, diese für weit mehr als nur sich selbst erhebt“, so Judith Butler. Text: Birgit Binder

Gudrun Ankele (Hg.): absolute Feminismus. Orange Press, 224 S., 18 Euro.