Jahreszeitenalben gibt’s nicht, hat einmal ein Freund zu mir gesagt. Gibt es doch, kann ich ihm jetzt mit Überzeugung entgegnen: Lydia Daher hat eins gemacht. Im Sommer hätte ich „Flüchtige Bürger“ wahrscheinlich einmal gehört und dann in meinem CD-Regal verstauben lassen. Doch im Herbst bin ich nun bereit für Lydia Dahers rauen Melancholie-Pop, in den man sich einwickeln kann wie in eine dicke Daunenjacke. Ganz wohlig warm ist es da, wo Lydias Musik herkommt. Auch wenn die Welt, die sie besingt, zum Teil grau und wolkenverhangen ist. Moderner Großstadtblues eben, aber mit einem positiven Grundton. Denn Lydia Daher ist trotz ihrer poetischen, nachdenklichen Texte eine toughe Frau, die mit sich selbst im Reinen ist. Und das lässt sie einen in ihren Songs auch spüren. Die in Augsburg lebende Lyrikerin und Slammerin mischt auf ihrer zweiten Platte gefühlvollen Singer-Songwriter-Pop mit rockigen up-tempo-Nummern und holt musikalisch durchaus schon mal zur großen Geste aus, ohne jedoch die Grenze zum Kitsch auch nur zu streifen. „Flüchtige Bürger“ ist ein Album frei von jeglichen Musikmoden. „Wir brauchen Übergangsjacken für die Übergangszeit“ tönt es gleich im Opening-Song aus dem Background. Davon sollte man sich nicht in die Irre führen lassen: Lydia Dahers Album ist kein Übergangsalbum, es ist ein Herbstalbum mit zeitlos schöner Popmusik.

Text: Felicia Reinstädt

Lydia Daher mit Band. Flüchtige Bürger. Trikont / Indigo Bereits er.

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Lydia Daher live

19.11.10 Berlin, Sophiensäle

27.11.10 Heidelberg, swr radio slam

08.12.10 Regensburg, tba

11.12.10 Augsburg, Galerie Krüggling