„Ich schlag’ Dich windelweich!“ Hört man so einen Satz, dann befindet man sich entweder in einer Schlägerei oder aber, und das ist die deutlich bessere Variante, man steckt in einem Spiel des „Beat ’em up“-Genres. Der einzige Sinn dieser Spiele scheint es, den/die Gegner_In zu vermöbeln. Mit kniffligen Tastenkombinationen lässt man seine Spielfigur zappeln und zu Höchstformen auflaufen. Doch wer einmal mit einer „Genderbrille“ auf „Beat ’em up“-Spiele wie Dead or Alive, Tekken, Mortal Kombat oder Street Fighter blickt, wird entsetzt von den wenigen weiblichen Spielcharakteren sein.
Frauen kämpfen in knappen Outfits, die eigentlich jegliche Bewegungsfreiheit einschränken müssten. Brüste sind überdimensional gross und quillen nahezu aus den hautengen Oberteilen hervor. Po und Beine sind „formgerecht“ – so „formgerecht“, wie sie bei Fantasiefrauen nur sein können. Es wirkt so, als könne der weibliche Spielcharakter nicht durch Kampfkunst überzeugen, sondern als müsse auf „weibliche Waffen“ zurückgegriffen werden. Dies geschieht natürlich stilgerecht in den Farben, die Frau umschmeicheln: Pink, Lila, ein zartes Blau. Ein neckisches Kleidchen oder warum nicht gleich ein Badeanzug?
Aber nicht alle Charaktere sind nach dem Kindchenschema „süss und unschuldig“ entwickelt. Einige sind auch besonders tough, was aber nichts daran ändert, dass sie auf ihre „weiblichen Waffen“ reduziert werden.
Es ist doch immer dasselbe Spiel. Die wenigen weiblichen Spielfiguren stellen keine Frauen dar, sondern übertrieben-schlampige Vamps oder niedlich-dumme Püppchen. Eines haben aber beide gemein: Sie gehorchen dem männlichen Spieler auf Knopfdruck.
Ohne Zweifel sind Männer die Hauptzielgruppe dieser Spiele. Fraglich ist, warum Männer mit den weiblichen Spielcharakteren kämpfen wollen, wenn doch bekanntlich der „wahre Krieger“ nur ein Mann sein kann. Ein Grund wird wohl sein, dass sich nur im Videospiel eine „Superfrau“ von einem Mann „auf Knopfdruck“ herumkommandieren lässt, nicht aber die emanzipierte Karrierefrau unserer heutigen Gesellschaft. Jede emanzipierte Frau müsste sich doch an dieser Darstellung stören.
Und noch viel schlimmer ist es, wenn frau sich dabei erwischt, dass der Spass wichtiger ist als das dargestellte Frauenbild. Mein persönlicher Kompromiss ist deshalb immer, den kleinen grünen Drachen als Spielfigur auszuwählen.
Ach ja, wer sich einige der Charaktere anschauen möchte, kann dies unter diesem Link tun: http://tekken.namco.com/characters/index.htm