Das andere Geschlecht: Daniel Clowes
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Mit dem Kult-Comic „Ghost World“ hat Daniel Clowes sich schon vor Jahren einen Orden für die realistische Darstellung der Teenargerseele verdient. Sein aktuelles Comic „Wilson“ zeigt nun einen nicht weniger absonderlichen Protagonisten.
Wenn Clowes etwas kann, dann AußenseiterInnen. Seine „Ghost World“ Geschichten rund um die scharfsinnige und -züngige Teenagerin Enid Coleslaw, die 2000 gesammelt in Buchform erschienen und ein Jahr später mit Thora Birch, Scarlett Johannsen und Steve Buscemi verfilmt wurden, waren eine Offenbarung in der Historie der oft so klischierten Coming-of-Age-Geschichten: Eine dickköpfige und popkulturell versierte 18-Jährige, die weder in der genretypischen Hässliches-Entlein-Wird-Schöner-Schwan-Falle landet, noch auf sonst eine Art für ihr Anderssein bestraft wird. Das hat es noch so nie gegeben.
Spätestens seitdem wird Clowes als einer der wichtigsten Zeichner der Gegenwart gehandelt. Sein Oeuvre reicht von düster-surrealistischen Geschichten über kurze satirische Strips („Art School Confidential“) bis hin zu den präzisen Porträts gesellschaftlicher Außenseiter, für die auch „Ghost World“ steht. Sein Markenzeichen: Die Verbindung von absurden und doch realistischen Charakteren mit schwarzem Humor und seinen unverkennbaren Zeichenstilen.
Text: Stefanie Lohaus
Illustration: Daniel Clowes
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