„Matrix“ wird bestritten von vier (Schau-) SpielerInnen und einigen Puppen. Eine musikalische Schlacht der Welten, denn das Helmi lässt sich kaum Kategorisieren. Das Ganze soll Spass machen und nach einer Stunde ist man bereit, über alles zu lachen, ob der Kopf der Puppe abfliegt, die/der SpielerIn gerade selbst vor Lachen nicht weiter kommt, der Spass macht sich breit. Es gibt keine Illusion, nur der rote Faden des geteilten Wissens um den Film Matrix, viel Improvisation und keine sichtbaren Grenzen, SpielerIn und Puppe performen die Geschichte, singend, am Schlagzeug oder auch an der Gitarre.

Das Helmi hat Mut. Nicht nur, dass sie mit den üblichen Theaterkonventionen wie Form, Szenenstruktur, Ästhetik oder Spannungsbogen brechen, sie bauen sehr unprätentiös ihr eigenes Spiel auf und stellen es zur Schau. Sie singen, spielen, lachen, reimen, werfen sich Puppen und Wortfetzen um die Ohren und als Zuschauerin frag ich mich „Wo bin ich gerade?“.

Eben in der Matrix oder „Die Macht ist in Dir.“ „Nach dem Tod kannst Du leben.“ „Die Matrix hat Dich. Folge dem weissen Kaninchen.“ Während Morpheus das weisse Kaninchen liebt, geht Nemo, oder Neo, zum zweiköpfigen Orakel, nicht von Delphi, aber in die Matrix. Dort „schreien die Schweine in der Scheune“, so der Song. Noe, Neo bekommt einen Schoki-Kuchen in Form eines Mars-Riegels und bleibt unwissend bezüglich seiner Frage, ob er „The One“ ist. Dann das schlimme Déjà-Vu, Morpheus schafft den Absprung nicht und wird von Müller verhaftet. Der Agent Müller führt das Verhör und will wissen, wie die in Scheisse steckenden Menschen denn das mit der Liebe machen, er singt nach Liebe.

Der Folterkoffer muss her und dann gehts los: „Ich pack‘ in meinen Koffer einen Rasierer mit Rasierköpfen“ – „Ich pack‘ in meinen Koffer einen Rasierer mit Rasierköpfen und einen schmelzenden Käse“ usw. Bis Trinity auftaucht und als nette Nachbarin Kuchenzutaten erfragt, um Morpheus zu befreien. Morpheus will aber noch gar nicht gehen, da er im Begriff ist, das Spiel zu gewinnen. „Der Sinn des Lebens, ich kenn ihn nicht“, so einer der Abschluss-Songs.

Ich könnte noch so einiges weiter erzählen, was weder sinnvoll noch spannend zu lesen wäre. Daher nur ein Wort: Trash, kein Ausdruck beschreibt diese Theaterform genauer. Trash, der nicht unter Kunst des Dilettantismus abgetan werden kann. Grosses Gefühl, Einfühlung und Mitleiden, die Welt retten und nach dem Wahren suchen, sind hier absolut fehl am Platz.

Prädikat: Sehr sehenswert. Vor allem für all diejenigen, welche glauben, was neues auf der Bühne gibt es nicht.