Gemäss einer Studie aus dem Jahre 2002/03 trinken 62,3% der deutschen Bevölkerung Bier. Das entspricht einem Potenzial von 40,02 Millionen KonsumentInnen. Dabei sind Männer in dieser Zielgruppe deutlich stärker vertreten als Frauen (TdW). 2008 ermittelte die Nationale Verkehrsstudie II einen Konsum von 92,3 l Bier bei Männern und lediglich 14,2 l bei Frauen im Jahr.

Doch wie kam und kommt es dazu?

Zu den möglichen Ursachen hierfür fiel mir spontan folgendes ein: könnte es zum Beispiel an unterschiedlichen Geschmacksnerven der beiden Geschlechter liegen – und, falls es die gäbe, könnte man deren Unterschiede einfach so verallgemeinern? Oder ist Biertrinken vielmehr ein gesellschaftlich hergestelltes Konstrukt, das mich einem bestimmten Geschlecht zuweist? Und wäre ich demnach dann ein „Mann“, wenn ich als Frau Bier trinke? Oder liegt es an dem Image, das mit dem Biertrinken konnotiert ist – dem Feierabendbierchen, dem Durstlöscher nach hart getaner Arbeit, im Kollektiv zum Zusammenschweißen einer Mannschaft (Bsp.: Sport)? Oder ist es gar auf den Kaloriengehalt dieses – meist in Mengen konsumierten – sogenannten „Flüssigbrotes“ oder auch “Blechschnitzels“ zurückzuführen, dass Frauen eher zu einem Gläschen Sekt oder Wein greifen? Oder liegt es gar daran, dass überwiegend Männer als Zielgruppe von Bier-Marketing angesprochen werden?

Schaut Man(n) sich aktuelle TV-Werbung an, scheint Letzteres gar nicht so abstrakt. So trifft man auf Slogans wie: „König Pilsener – Das König der Biere“, „Beck’s Bier löscht Männerdurst“, „Mann spricht Heineken“, „Karlsberg Urpils – Das Bier für den Mann im Mann“, „Holsten Pilsner – Auf uns, Männer“.

Auch bei der bildlichen Darstellung lässt sich folgendes beobachten: Männer beim kollektiven Grillen (Bsp.: Holsten), Mann in Watt und Dünen (Bsp.: Jever), Männer auf Segeltour (Bsp.: Beck’s) und Männer an der Theke (Bsp.: Clausthaler) …die Aufzählung, wie, wo, wann und mit wem Männer in TV-Werbungen Bier trinken, lässt sich bis ins Unendliche fortsetzen. Selten jedoch tauchen dabei auch Frauen auf. Wenn doch, dann zumeist in der Minderheit (Bsp.: Beck’s), als Bedienung (Bsp.: Paulaner) oder wenn es sich um sogenannte Light- oder Biermixgetränke (Bsp.: Schöfferhofer Grapefruit Hefeweizen-Mix, Becks Gold, Desperados) handelt.

Den BierproduzentInnen ist wohl nicht entgangen, dass in unserer Gesellschaft Männern und Frauen eine sehr unterschiedliche Haltung zum Thema Biertrinken vermittelt wird. Für den Mann ist sein „bernsteingoldenes Brauereierzeugnis“ ein Teil des Mann-Seins und beeinflusst sein gesellschaftliches Verhalten, während Frauen sich von dem mit Bierkonsum assoziierten Umfeld, das als unfeminin gilt, eher abgrenzen.

Doch auch wenn Frauen in erster Linie nicht direkt oder indirekt angesprochen werden – weder im Slogan, noch bei der Darstellung in der TV-Werbung der gängigen Bierkonzerne – wem’s schmeckt, der soll dieses „Lebenselixier“ nicht verwehrt bleiben. Wen das nicht überzeugt, hier noch fünf weitere Gründe, um ab und an zu einem Bierchen zu greifen: zum einen weist Bier einen hohen Gehalt an Vitamin B6 auf, ist ein natürlicher Ersatzstoff für Östrogen, senkt das Risiko von Herzbeschwerden, verringert das Risiko von Nierensteinbildung und hält den Krebs auf Abstand.

Na dann: Prost Mädels!

Laura