Die Zahl der (Polit-)Talkshows im Fernsehen ist ja schon sehr gross. Teilweise wird man geradezu zugeschüttet mit Sendungen dieser Art. Oft geht es heiss her in den Runden, man hat den Eindruck, alle reden durcheinander und schweifen auch gerne mal vom Thema ab. Doch es lohnt sich durchaus auch einmal, die Auswahl der Gäste sowie deren Verhalten in den Talks genauer unter die Lupe zu nehmen. In diesem Fall unter einem Gender-Aspekt:

Wer wird eingeladen? Wie setzen sich die Runden zusammen? Wer redet häufiger? Wer quasselt gerne mal dazwischen? Wer versucht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Männer oder Frauen? Oder gibt es da gar keine Unterschiede?

Es ist durchaus spannend, unter solchen Gesichtspunkten einen Vergleich verschiedenster Talkshows im deutschen Fernsehen anzustellen. Man stellt schnell fest, dass deutlich mehr Männer in den Sendungen vertreten sind als Frauen. Teilweise sind die Moderatorinnen die einzigen Frauen in der Runde. Es ist zwar auch mal noch eine Frau eingeladen, Männer sind aber eigentlich so gut wie immer in der Überzahl. Was das Eröffnen der Diskussion angeht, so wird das Wort dann auch meistens erst einmal ein paar Männern gegeben, bevor die Frau etwas sagen darf. Heiss diskutiert wird dann aber vor allem unter den Männern.

Es gibt teilweise Szenen, da debattieren die Männer heftig unter sich, während die Frau quasi wie ausgeschlossen ist. Das Wort zu ergreifen gelingt ihr dann meist nicht mehr. Für sie ist es sehr schwer, ihr Statement abzugeben. Ausserdem ist auffallend, dass die Männer auch mehr widersprechen und unterbrechen. Sie verstehen es, sich in Szene zu setzen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auch ergreifen sie spontaner das Wort, Frauen reagieren dagegen mehr auf an direkt an sie gerichtete Fragen oder Aufforderungen.

Auch was die Themen der Sendung angehen, lässt sich feststellen, dass bei weltpolitischen Themen, aber auch bei innen- oder parteipolitischen Themen mehr Männer eingeladen werden, wohingegen soziale Themen eher mit Frauen diskutiert werden.

Es lassen sich also durchaus Unterschiede feststellen, nicht nur in der Besetzung von Talkshows, sondern auch im Gesprächsverhalten an sich. Auch wenn das nicht immer der Fall sein muss, ist dennoch diese Tendenz beobachtbar, wenn man zwischen all dem Gequassel einmal genauer hinschaut.