Courage – das schadet keiner Feministin und keinem Feministen, wenn sie oder er sich aktiv engagieren will. Vor 35 Jahren erschien eine feministische Zeitschrift mit genau diesem Titel. Am 17. Juni 1976, also exakt vor 35 Jahren, wurde die Nullnummer von Courage veröffentlicht: 5000 Stück wurden gedruckt und waren sofort ausverkauft. Anfang September 1976 legten die Macherinnen von Courage nach und publizierten die offizielle erste Ausgabe. Ab diesem Zeitpunkt erschien die Zeitschrift monatlich, wurde überregional vertrieben und schaffte es in Bestzeiten auf eine Auflage von 70.000 Exemplaren. 1984 musste Courage jedoch Konkurs anmelden.

Die Zeitschrift wurde von einem Kollektiv Berliner Frauen gegründet, das ein Sprachrohr für die autonome links-feministischen Szene in Deutschland schaffen wollte. Die meisten Redakteurinnen waren junge Akademikerinnen oder Studentinnen, die in der Frauenbewegung aktiv waren. Unter den Gründerinnen waren auch die Journalistinnen Sibylle Plogstedt und Sabine Zurmühl sowie die Historikerin und Soziologin Barbara Duden. Der Titel der Zeitschrift Courage bezog sich auf den Roman Trutz Simplex oder Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche des deutschen Schriftstellers Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen aus dem 17. Jahrhundert. Die Gründerinnen wollten das Motiv der selbstständigen, kämpferischen Frau, das in diesem Werk auftaucht, für ihr selbstverwaltetes und autonomes Projekt aufgreifen.

Courage berichtete über aktuelle politische Themen, außerdem gab es Artikel zu Schwerpunkten wie häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Prostitution, Abtreibung, Gesundheit und Sexualität. Die Zeitschrift Courage zeigte Mut und brachte gesellschaftliche Tabus offen zur Sprache. Die systematische Ausgrenzung von Frauen in Bereichen wie Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft war ein zentrales Thema in allen Ausgaben von Courage. Dabei vertraten die Macherinnen einen Ansatz, den man als differenzfeministisch bezeichnet, denn sie gingen von einem naturgegebenen Unterschied zwischen den Geschlechter aus.

Nur ein halbes Jahr nach dem Erscheinen dieses zentralen Mediums der zweiten Frauenbewegung kam die von Alice Schwarzer gegründete Emma auf den Markt, die es bis heute gibt. Im Unterschied zu der von einer Person geführten Zeitschrift Emma verstand Courage sich als ein Ort für diverse Meinungen und Positionen, die sich durchaus widersprechen konnten. Die Zeitschrift wurde von seiten der „gleichheitsfeministischen“ Emma wiederum für ihre recht akademische Herangehensweise als elitär und für manche Positionen als „differenzfeministisch“ kritisiert.

Unter http://library.fes.de/courage/courage-einl.html kann man alle Courage-Ausgaben online lesen.