Missy präsentiert: rollen.wechsel – Filmemacherinnen bei Espressofilm
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Die Perspektive von Frauen hat im Kino von Anfang an eine zentrale Rolle gespielt, trotzdem sind sie als Filmemacherinnen heute noch stark unterrepräsentiert. Der achtteilige Programm-Schwerpunkt rollen.wechsel der Wiener Open-Air-Kurzfilm-Reihe espressofilm widmet sich deshalb den Arbeiten weiblicher Kurzfilm-Regisseurinnen aus Europa.
Darunter ist zum Beispiel Hito Steyerl, die 1966 in Deutschland geboren wurde, in Tokio Kamera und in München Dokumentarfilmregie studiert hat. Bevor Hito Steyerl Regisseurin wurde, war sie Stuntfrau und Licht- und Kameraassistentin. Ihre Arbeiten ähneln Essays und befinden sich an der Schnittstelle von Film und bildender Kunst sowie Theorie und Praxis. Hito Steyerl beschäftigt sich in ihren Filmen auch mit Fragen feministischer Repräsentationskritik. Zwei ihrer Kurzfilme zeigt espressofilm am 28.07.2011 um 21.30 Uhr: In „lovely andrea“ steht eine Fotografie im Zentrum, die in Japan von der damals 19-jährigen Filmstudentin als Bondage-Modell gemacht wurde. In „november“ zeigt sie ihre beste Freundin und spätere PKK-Kämpferin Andrea Wolf, die 1998 getötet worden ist, als Martial-Arts-Heldin in Lederkluft auf dem Motorrad.
Kim Longinotto, Absolventin der National Film and Television School, gilt seit den 80er-Jahren als eine der erfolgreichsten britischen Dokumentarfilmerinnen. In der Tradition des Direct Cinema greift sie kontroverse gesellschaftliche Themen auf, lässt Frauen im Widerstand zu Wort kommen und enthüllt Unterdrückungsmechanismen. In Japan hat sie in den 90er-Jahren zusammen mit Claire Hunt und Jano Williams einen fünfteiligen Filmzyklus zum Thema Gender, Crossdressing und „Rollenspiel“ entwickelt. Zwei dieser Filme sind nun am 04.08.2011 um 20.30 Uhr bei espressofilm zu sehen: In „the good wife of tokyo“ versuchen die Filmemacherinnen, in der Schule der japanischen Musiktheatergruppe Takarazuka Revue, in der alle Charaktere von Frauen gespielt werden, deren Vorstellungen vom „idealen Ehemann“ zu ergründen. Der Film „dream girls“ behandelt wiederum die Vorstellung von der „idealen Ehefrau“.
Am 11.08.2011 zeigt espressofilm ab 20.30 Uhr drei Kurzfilme der Regisseurin Barbara Albert und der Kamerafrau Christine A. Maier. Albert, die 1999 mit ihrem Langspielfilm-Debüt „Nordrand“ einen Durchbruch feierte, hat während ihres Studiums an der Filmakademie Wien mehrere Kurzfilme gemacht. Sie erzählen zum Beispiel von Mädchen und jungen Frauen, die zwar noch Kinder sind, aber schon erwachsen sein wollen, oder umgekehrt. Albert arbeitete dabei mit Christine A. Maier zusammen, die als eine der wenigen wirklich erfolgreichen Kamerafrauen Europas gilt.
Das gesamte Programm für die Filmreihe rollen.wechsel ist unter http://espressofilm.at/wb/pages/de/sommerkino/rollen.wechsel.php zu finden.
Wann & Wo:
espressofilm zeigt vom 07.07 bis zum 26.08.2011 jeden Donnerstag und Freitag im Gartenpalais Schönborn (Eingang Lange Gasse) des Österreichischen Museums für Volkskunde (Laudongasse 15-19, 1080 Wien) Kurzfilme.
Der Eintritt für alle Vorstellungen ist frei. Außerdem können an den Spieltagen von espressofilm die Schausammlung im Österreichischen Museum für Volkskunde sowie die aktuelle Ausstellung „Feste. Kämpfe. 100 Jahre Frauentag“, die noch bis zum 07.08. zu sehen sein wird, von 17 bis 20 Uhr kostenlos besucht werden.
Foto: espressofilm