Missy präsentiert: Klangbad Festival 2011
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Jeden Sommer treffen sich gut 2500 Leute, die sich für Musik abseits des Mainstreams interessieren, im oberschwäbischen Scheer zum Klangbad Festival, das auch „kleines Woodstock an der Donau“ genannt wird. „Die Klangbad-BesucherInnen haben immer ein offenes Ohr für neue Musik und neue Bands“, sagt Benny Straub, einer der Organisatoren des Festivals.
Zu hören gibt es in diesem Jahr zum Beispiel OY, die eigentlich Joy Frempong heißt, 1978 in Ghana geboren wurde und heute in Zürich lebt. OY bastelt Popsongs aus Klangschnipseln und Sound-Loops. Manchmal verpasst sie ihnen mit ihrem Gesang eine Wendung ins Melodramatische oder zündet ein starkes Riff. Als Kontrast zupft sie auf dem Likembe, dem afrikanischen Daumenklavier, hypnotische Tonmuster. 2010 hat OY auf dem Label Creaked Records ihr erstes Album „First Box Then Walk“ veröffentlicht.
Gudrun Gut lebt seit 1975 in Berlin, betreibt die Labels Monika Enterprise und Moabit Musik und komponiert Songs. Das sind Stücke, die auf elektronischen Sounds, gesampelten Musikschnipseln und eingängigen Melodien beruhen. Zusammen mit Bettina Köster gründete sie Ende der 70er die Underground-Band Mania D, aus der später Malaria! wurde, mit der sie durch Europa und die USA tourte. 1981 veröffentlichte sie mit Malaria! den Titel „Kaltes klares Wasser“, der 2000 von den Chicks On Speed geremixt wurde. Gudrun Gut war außerdem Gründungsmitglied der Einstürzenden Neubauten. Heute greift sie für ihre Popmusik gerne auf Laurie Anderson, Kraftwerk oder Marlene Dietrich zurück.
Mehrere Musiker, die 2011 auf dem Klangbad Festival auftreten, zählen zu den „Pionieren des Undergrounds“. Schon in den 60er-Jahren haben sie wichtige musikalische Impulse gegeben. So auch Limpe Fuchs: Sie ist eine Legende der experimentellen Musikszene und trommelte schon Ende der 60er im Ensemble Anima auf selbstgebauten Instrumenten. Die Solo-Performance der Schlagwerkerin auf dem Klangbad-Festival ist eine Gelegenheit, eine der frühen Avantgardistinnen der BRD zu hören.
„Von experimentellem Jazz über alternativen Rock bis Electronika ist auf dem Klangbad alles zu finden“, sagt Organisator Straub. Dieses Jahr kommt sogar eine Oper dazu, wenn die zum Libretto verkürzte Version von Heiner Müllers Schauspiel „Quartett“ aufgeführt wird.
Doch nicht nur Geheimtipps, sondern auch bekanntere Bands wie die Goldenen Zitronen lassen es sich diesen Sommer nicht nehmen, auf dem Festival am Donau-Ufer aufzutreten: Die Hamburger Band von Ted Gaier und Schorsch Kamerun hat sich seit den 80er-Jahren von der Fun-Punk-Bewegung hin zu experimenteller Rockmusik entwickelt. Die Texte sind politisch und wettern gegen den Wahnsinn der Gegenwart. Die Goldenen Zitronen haben die Hamburger Schule stark beeinflusst – ohne sie wären Bands wie Tocotronic und Blumfeld wohl nicht möglich gewesen.
Als Headliner tritt auf dem Klangbad Festival außerdem die britische Gruppe WIRE auf, die sich ähnlich wie die Goldenen Zitronen aus der Punk-Bewegung heraus entwickelt hat und in den 80er-Jahren eine der wichtigsten Bands der alternativen Rockszene war. Als Überraschung gilt der Auftritt des englischen Trios Red Snapper, das akustischen Klängen und elektronischen Texturen mixt.
„Das Klangbad ist ein sehr entspanntes Festival, eigentlich ist es eine Art Urlaub“, sagt Straub. Für alle, die Lust auf das kleine Festival an der Donau haben: Hingehen lohnt sich, denn ab diesem Jahr findet das Klangbad nur noch alle zwei Jahre statt. Das nächste Mal treffen sich die musikalischen Geheimtipps also erst 2013 wieder in Scheer zum „kleinen Woodstock an der Donau“.
Das komplette Line-up des Klangbad Festivals 2011: WIRE, Die Goldenen Zitronen, Red Snapper, Felix Kubin, Elektro Guzzi, OY, Bob Rutman Steel, Moebius & Tietchens, Gudrun Gut, Heiner Müllers „Quartett“ feat. FM Einheit, John Tchicai & Alex Ward, Ingrid Laubrock & Christian Wolfarth, Z´EV with the.bänd, Christy & Emily with Band, Micronormous, Trembling Bells, Limpe Fuchs, Audiac, T.Bird, Jeff Aug, DJ Marcelle/Another Nice Mess, DJ Fett
Die Tickets für das Festival kosten 60 Euro, ermäßigt 50 Euro (jeweils inkl. Camping und Parken zzgl. Versand). Wer nur einen Festivaltag mitmachen möchte, kann sich Tagestickets besorgen. Die kosten Freitag und Sonntag jeweils 25 Euro (ermäßigt 20 Euro) und am Festival-Samstag 30 Euro (ermäßigt 25 Euro). Eintrittskarten gibt es auch noch an der Abendkasse zu kaufen, aber es wird empfohlen, den Vorverkauf zu nutzen.
www.klangbadfestival-scheer.de
Wann & Wo:
05.-07.08.2011, Fabrikgelände, 72516 Scheer (Oberschwaben)
Foto: Klangbad Festival 2011