Maria Taylor ist die eine Hälfte des wundervollen Frauen-Duos Azure Ray und darüber hinaus eng verbunden mit den Bright Eyes. Wer diese beiden Bands schätzt, wird mit ihrem vierten Soloalbum – das ist so gut wie garantiert – seine helle Freude haben. Aufgenommen mit Familienmitgliedern in ihrer Heimat Alabama, bewegt Taylor sich stilistisch zwischen Folk und 60s Pop, der wie gemacht scheint für warm-träge Sommernächte auf der Terrasse. Die Gitarren prägen die melancholischen Balladen, schwingen sich aber auch hin und wieder zum Herumflitzen im Platzregen auf. Textlich stellt sie sich die ganz großen Fragen des Lebens, lässt die Vergangenheit Revue passieren und begibt sich auf die Suche nach dem, was man früher wohl den „rechten Weg“ genannt hätte. Das Echo dieser Sinnsuche ist deutlich hörbar, und die Singer-Songwriterin klingt dabei auf unaufdringliche Weise wie eine Frau, die in der Liebe gescheitert, aber tough genug ist, um daran nicht zu zerbrechen und stattdessen ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen versucht. Taylor hat eine zeitlose Platte vorgelegt, die man sich auch noch in zehn Jahren anhören wird, wenn Genres wie Plastic Pop und Rummelplatzelectro längst in Vergessenheit geraten sind.

Maria Taylor „Overlook“ / Affairs of the Heart/Indigo, bereits erschienen.

Text: Andrea Puschmann

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