Edle Cafes, runtergekommene Bars, ein Flohmarkt der Superlative und Berge, die am Stadtrand zum Wandern einladen – die Künstlerin weiß schon, warum sie nicht aus Budapest wegziehen will.

Unsere Reiseführerin: Márta Czene, 28, ist in einem Budapester Vorort geboren und hat die Stadt seither nie lange verlassen. Mittlerweile lebt sie in der renovierten Wohnung ihres Großvaters, wo sie auch ein Atelier hat. Beruf: Künstlerin, malt vor allem figurativ. Zurzeit lebt sie von einem staatlichen Stipendium. Ihre Arbeiten: czenemarta.hu

Warum lebst du in Budapest?
Es gibt vieles, was mich bindet: meine Lieblingsorte, meine Freunde … Ich lebe gerne in der Stadt. Irgendwie ist das Leben hier dichter, es passiert mehr.

Was muss man in Budapest unbedingt gesehen haben?
Das Donauufer und die Burg – sowohl die Museen, die sich innerhalb der Mauern befinden, als auch die Aussicht lohnen sich. Wenn man nur einen Tag Zeit hat, sollte man außerdem noch den Heldenplatz, die Kunsthalle *Mücsarnok, www.mucsarnok.hu und das Museum der Bildenden Künste *Szépmüvészeti Múzeum, www.szepmuveszeti.hu anschauen, vielleicht mit einem Abstecher in das nahe Stadtwäldchen *Városliget. Von den berühmten Budapester Bädern lohnen sich am ehesten das Rudas *Döbrentei tér 9 oder das Gellért *Kelenhegyi út 4.

Wo kann man gut Second-Hand-Kleidung kaufen?
Die Ruhagaléria *Nagymezö utca 10 ist einen Besuch wert. Unbedingt zu empfehlen ist der Ecseri Piac, einer der größten Flohmärkte Osteuropas. Hier findet man eine unfassbare Menge und Bandbreite an Krempel, auch Kleider.

Ein Buch lesen?
Ich gehe am liebsten in das *Stadtwäldchen oberhalb des *Heldenplatzes, weil es nicht zu groß ist und recht gemütlich. Es gibt dort auch zwei Weiher, an deren Ufern man sich hervorragend ausstrecken und lesen kann. Bei schlechtem Wetter ist das Café der Kunsthalle *Mücsarnok gemütlich und ruhig.

Kunst sehen?
Wer sich für Zeitgenössisches interessiert, sollte einen Spaziergang durch ein paar der vielen Galerien machen, die hier in den letzten Jahren eröffnet haben, sie sind vor allem entlang der *Király utca, Nagymezö utca, des Liszt Ferenc tér und Jókai tér. Auf der Strecke liegt dann auch das Ernst Múzeum *Nagymezö utca 8, das spannende zeitgenössische Ausstellungen zeigt. Die Webseite www.exindex.hu bietet einen sehr guten Überblick über alle aktuellen Ausstellungen – auch auf Englisch.

Gepflegt einnicken?
Im Sommer auf der großen Wiese der *Margareteninsel. Bei schönem Wetter kommen die Familien zum Picknicken und Sonnenbaden hierher, aber das Gelände ist so groß, dass man trotzdem immer ein ruhiges Plätzchen für ein Schläfchen im Gras finden kann. Sonst eignet sich auch die Wiese am Fuß der *Citadelle auf dem Gellért-Berg sehr gut.

Interessante Menschen zum Reden oder Küssen treffen?
Am besten abends in einer der „Romkocsma“, das sind mit alten Möbeln ausstaffierte Bars in heruntergekommenen Häusern, die in letzter Zeit sehr in Mode sind. Oft ist ein Teil des Ortes auch unter freiem Himmel, in diesen Innenhöfen sitzt man an Biertischen oder auf ausgebauten Trabbi-Rückbänken. Die besten sind das Szimpla *Kertész utca 48 und der dazu gehörige Szimpla kert *Kazinczy utca 14, das Kiadó *Jókai tér 3 und die Kuplung *Király utca 46.

Wohin gehst du, wenn du mal nichts zu tun hast?
Budapest hat die tolle Eigenschaft, dass man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr schnell und einfach Berge, echte Wälder und Naturschutzgebiete erreichen kann. Von den Budaer Bergen hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Ich gehe dort sehr gerne sowohl zum *Normafa, www.normafa.hu/eng, wo müde Wandererinnen im Übrigen auch einen hervorragenden Strudel bekommen, als auch Richtung Hármashatár-hegy *en.wikipedia.org/ wiki/Hármashatárhegy.

Dein Lieblingscafe?
Das Müvész kávéház, ein sehr elegantes historisches Café am *Andrássi út 29, die Einrichtung ist immer noch das neobarocke Original von 1884. Sie kochen einen guten Kaffee und das Gebäck dort, eines der besten Dinge an Budapest überhaupt, ist ebenfalls zum Niederknien.

Deine Lieblingsbar?
Der Gödör Klub am *Deák tér, www.godorklub.hu und das *Holdudvar auf der Margareteninsel, holdudvar.net.

Der romantischste Ort zum Knutschen?
Ich finde: der *Gellért-Berg. Nicht auf dem Gipfel, dort sind meist zu viele TouristInnen, sondern auf den kleinen Pfaden, die sich an beiden Seiten der Berges entlangschlängeln. Auf der einen Seite kann man zwischen den Baumwipfeln auf die Donaukurve schauen. Auf der anderen, der Burg zugewandten Seite, lässt es sich nach Dunkelheit wundervoll beim Licht der Straßenlaternen auf einer der Bänke knutschen.

Welches ist das beste Netzwerk deiner Stadt?
In Kunstkreisen die *Studio of Young Artists Association, studio.c3.hu. Sie haben ein eigenes Haus in der *Rottenbiller utca 35, einen Konferenz- und Ausstellungsraum in der Innenstadt in der *Képíró utca 6 und tun sehr viel für die lokale Kunst- und Kulturszene.

Protokoll: Chris Köver