Mit Kind können sich die Wünsche schnell mal multiplizieren. So geschehen bei dem Autor, der Künstlerin und ihrer gemeinsamen Tochter Mascha, wo aus H wie Hund mittlerweile Z wie Zoo wurde.
Ach, da vorne läuft sie ja. Kathleen, die dreizehnjährige Hunde-Dame in ihrem weißen Fell mit den braunen Punkten. Natürlich nahm das seinen Lauf, als wir alle die Stadt verließen, weil Fehmi unbedingt ihren Jagdschein machen musste. Niemand von uns City-Heinis hätte je daran gedacht, dass eine zünftige Jägerin einen Jagdhund braucht. Noch weniger hätte sich jemand ausmalen können, was passieren würde, wenn der Deich erst mal gebrochen ist.
Den Hund hatten wir auch bald: Kathleen war uns gleich aufgefallen. Smart stand sie da in ihrer Ecke des Tierheims Osterwieck. Sie brauchte nicht einmal zu bellen. Wir nahmen sie mit.
Auf dem Land lässt sich so manches bei einem guten Wacholder-Joint mit der Jagdaufsicht klären. Angetörnt hatte Herr Ropoko mit einem „Sagt Jürgen zu mir!“ unser Angebot angenommen: Fehmi würde jagen, Christoph den Jagdhund ausbilden.
Die ersten Enten mundeten all jenen, die in dieser Familie Fleisch preisen. Nur dem Kind schmeckte eines nicht: Mama Jagdschein, Papa Jagdhund, wo bliebe sie da! Also ein Pferd her. Wegen der finanziell angespannten Lage begnügte sich das Kind sogar mit einem Hasen. Anfangs. Denn irgendwann verschmähten die Königskobras unseres Nachbarn die Eichhörnchen, die er einmal die Woche bei lebendigem Leibe ins Terrarium warf. Also landeten die Eichhörnchen in unserer Wohnung. Als sie Vertrauen gefasst hatten, brachten sie kiloweise Nüsse aus dem Buchenwald in die Wohnung. Die schmeckten nun auch den örtlichen Mäuschen. Nachdem deren Population das Dutzend überstiegen hatte, mussten Katzen her. So erfüllte sich ein lange gehegter Wunsch des Kindes. Einziges Problem: Tara und Humara entpuppten sich bald als Mann und Frau statt Frau und Frau.
Mit Kind zu leben bedeutet, das wilde Wuchern von Wünschen zu erleben. Hier draußen wächst inzwischen kaum noch Gras. Hühner mussten her, denn Katzen lieben Ei. Seit fünf Tagen irren wir nun durch den Wald. In der Hoffnung, ein gezähmter Luchs könnte den Fuchs von den Hühnern weghalten.

Text: Christoph Braun & Fehmi Baumbach