Ein feministisches Radio, autonome Kulturzentren, Inseln und Plattenläden zum Abwinken. Wenn man sich das Oslo unserer Reiseführerin so anhört, will man sofort ins nächste Flugzeug springen.

Unsere Reiseführerin Val , 38, lebt seit zehn Jahren in Oslo. Sie arbeitet als Englischlehrerin und hat seit Kurzem wieder ein Studium begonnen, in dem sie sich mit Strategien des Widerstands bei Kathy Acker und Lydia Lynch beschäftigt. Ihre diversen Radioprojekte und ihr Zine „ovAry Action“ liegen derweil mal auf Eis.

Wieso lebst du in Oslo?
Oslo ist klein, aber sehr angenehm. Jede Jahreszeit verwandelt die Stadt aufs Neue, das Licht ist wunderbar, die Landschaft sehr abwechslungsreich und das Nachtleben gemessen an der Größe lebendig. Ich selbst bin aus praktischen Gründen hergezogen, für einen Job. Außerdem ist es sehr günstig, von hier wegzufliegen, falls ich mal das Bedürfnis habe rauszukommen.

Was sollte man auf gar keinen Fall verpassen?
Ich würde einen Spaziergang im *Vigeland Park machen, mit der U-Bahn bis zur Endstation fahren und eine heiße Schokolade in *Frognerseteren trinken. Dort kann man den Fjord sehr schön überblicken oder mit dem Boot zu den Inseln fahren, falls das Meer nicht zugefroren ist. Im Sommer kann man auf der *Insel Langøyene zelten, schwimmen und sich danach im Inn auf der *Insel Gressholmen ein Bier und Shrimps gönnen. Oder eine Radtour durch die Stadt machen. Jedes Viertel ist einzigartig, Grønland, Grünerløkka, Vålelrenga, Kampen, Gamlebyen.

Wo kann man gute Platten kaufen?
Es gibt immer noch einige Independent-Plattenläden: *Neseblod (Rathkesgate 7) hat seinen Schwerpunkt in Metal, *Shadowland (Storgata 9) in Dark Electro, Industrial, New Wave. Das *Tiger (Hammersborggata 18) ist eher Indie/Hardcore und das *Big Dipper (Ebbellsgate 2) hat von allem etwas.

Second-Hand-Klamotten kaufen?
*UFF (www.uffnorge.org) ist wohl der bekannteste Laden, aber auch die *Fretex-Läden (www.fretex.no) haben ein gutes Angebot an Schnäppchen. Die übrigen Läden sind Vintage und daher wesentlich teurer: *Angel’s Speed Equipment (Rathkesgt 7) wird allen Rockabilly-Ladys eine Freude sein. Es gibt natürlich auch viele freischaffende Designer- Innen, aber deren Sachen erfordern ein höheres Budget.

In Ruhe ein Buch lesen?
Im *botanischen Garten oder an der *Mauer der Festung. Falls das Wetter mal nicht mitspielt, gibt es auch genügend Cafés. Man muss nur das Richtige finden: mit gutem Kaffee und einem warmen Kamin, das *Cocoa (Toftes Gate 48) etwa.

Kunst sehen?
Es gibt einige Museen, deren Besuch sich lohnt: Das *Edvard Munch Museum natürlich, das *Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst, das *Vigeland Museum, das *Astrup Fernley Museum für moderne Kunst und Tausende Kunstgalerien, wie *UKS (www.uks.no). Man sollte auch checken, woran das Projekt *DU Store Verden (www.du-store-verden.no) gerade so arbeitet.

Wo kann man ein ruhiges Nickerchen machen?
In einem der Parks oder am *Sognsvann See. An warmen, sonnigen Tagen versteht sich.

Wo trifft man interessante Menschen zum Unterhalten oder Küssen?
Im *Blitz (Pilestredet 30, www.blitz.no), einem autonomen Haus im Zentrum. Da hängen die Rebellinnen ab.

Was machst du, wenn du mal nichts zu tun hast?
Einen Spaziergang am Fluß *Aker. Ich besuche auch gerne die besseren Buchläden der Stadt: *Tronsmo (Kristian Augusts gate 19) (eine großartige Auswahl an Büchern über Queerness, Musik, Comics, Poesie … du träumst es, sie haben es!) oder *Torpedo (Trelastgata 3) (Kunstbücher). Oder ich schaue mir einen Film in der *Cinemateket (Dronningens gate 16) an. Manchmal besorge ich mir auch eine Ausgabe der aktuellen Fett (das feministische Magazin) oder die Blikk (das schwule Magazin) und lese es bei einem Bier im Pub, im Park oder im Bett.

Was ist das beste Ziel für einen Tagesausflug?
*Kvinnemuseet in Kongsvinger: Dort erfährt man die Geschichte norwegischer Frauen. Oder man macht einfach eine Wanderung durch den Wald, es gibt zahlreiche Pfade, die man zu Fuß oder mit Skiern nutzen kann.

Dein Lieblingscafe?
Zweifellos das *Mir (Toftes gate 69) im Kulturzentrum Lufhavn Grünerløkka – der Name sagt schon alles!

Der beste Ort zum Knutschen?
Auf der Wiese im botanischen Garten … man muss nur auf die Pflanzen achten, sonst funkt ein Wächter dazwischen.

Wo trifft man die coolsten Frauen?
Beim RadiOrakel – Oslos feministischem Radio. Es ist im Obergeschoss vom *Blitz und sendet bereits seit den frühen 80ern. Dann gibt es noch das *So! (Arbeidergata 2), eine Lesbenbar, nur die Musik ist da nicht unbedingt die beste.

Was ist das beste Netzwerk deiner Stadt?
Die feministischen Aktivitäten laufen im *RadiOrakel, falls man mehr an akademischen Updates interessiert ist, sollte man das *Zentrum für Gender Research an der Uni Oslo aufsuchen.

Was bereitet coolen Frauen in Oslo Freude?
Das Oslo Queer Festival (üblicherweise im Herbst) und viele weitere ähnliche Events wie das Ladyfest (jedes Jahr um den 8. März herum).

Übersetzung: Justine Donner