Yoko ist eine hervorragende Alternative für diejenigen, die lieber Science Fiction als Liebesgeschichten lesen.
Elektronik-Diplom, schwarzer Gürtel in Aikido, Fremdsprachenkenntnisse und Fluglizenzen für diverse Hubschrauber-und Jetmodelle: Das sind nur einige von Yoko Tsunos zahlreichen Qualifikationen. Nach Europa gekommen, um zu forschen, trifft die junge Japanerin während eines ihrer Gelegenheitsjobs auf den Fernsehregisseur Vic und den Kameramann Knut. Ein Glücksfall für Yoko, denn die beiden suchen gerade eine Tontechnikerin für ein neues Projekt.

Die Rolle der Assistentin spielt sie nicht lange: Roger Leloup, dem Autor und Zeichner der belgischen Comicbuchreihe, fällt schnell auf, dass eine Figur mit solch starker Persönlichkeit unbedingt im Vordergrund stehen muss. Noch im ersten Band wird Yoko Anführerin der Gruppe – und damit eine der ersten weiblichen Heldinnen des franko-belgischen Comics. Wer je daran gezweifelt hat, dass Frauen einen prominenten Platz in Science-Fiction-Comics verdient haben, wird fortan von Yoko eines Besseren belehrt.

Im Auftrag ihrer FreundInnen und PartnerInnen stürzen Yoko, Vic und Knut in Abenteuer, die sie quer durch Europa, nach Asien, in den Weltraum und manchmal sogar durch die Zeit führen. Sie helfen den blauhäutigen VineanerInnen, denen sie im ersten Band im Zentrum der Erde begegnen, bei der Rekolonisation ihres tot geglaubten Planeten. Sie unterstützen Yokos Vater, einen berühmten Geophysiker, in seinem Kampf gegen einen skrupellosen Geschäftsmann, der Japan mit künstlichen Taifunen gefährdet. Wie komplex ihre Lage werden kann, bringt Yoko selbst im fünften Band „Flug in die Vergangenheit“ auf den Punkt: „Als Japanerin … in der Schweiz … für die Briten … zur russisch-chinesischen Grenze! Übertroffen, Mr. Bond!“

Eine Wonder Woman ist Yoko zum Glück trotzdem nicht: Sie macht Fehler, regt sich auf und schmollt. In einem Wort: Sie ist menschlich und auf der Suche nach einem Mittelweg zwischen ihrer japanischen Erziehung und ihrem europäischen Lebensstil. Eine starke Figur, die sich stets für Toleranz einsetzt und von den Konsequenzen ihrer Missionen nicht unberührt bleibt. Das macht Yoko so sympathisch und auch heute noch zu einer hervorragenden Alternative für Frauen und Mädchen (selbstverständlich auch für Jungs), die lieber Science Fiction als Liebesgeschichten lesen. Text: Agnès Toulas

Die Comic-Serie „Yoko Tsuno“ erscheint seit 1970 auf Französisch im belgischen Verlag Dupuis (24 Bände à 46 Seiten), bekannt für andere legendäre Titel wie „Lucky Luke“ und das Comic-Magazin „Spirou“. In Deutschland ist die achtbändige Gesamtausgabe im Carlsen Verlag erhältlich.