Illustration: Sharmila Banerjee

Man braucht schon einen starken Magen, um Daniel und Meg dabei zuzusehen, was sie so alles aus dem Container fischen: halb gegessene Wassermelonen („Da ist nur ein Haar drauf“), alte Babynahrung („Das können wir als Soße benutzen!“), versiffte Stofftiere („Aaah, wer würde das wegwerfen?“). Spätestens wenn die beiden anfangen, aus ihrer Ausbeute zu Hause ein Abendessen zubereiten, wird es widerlich. Aber genau dieses konsequente Weiterdraufhalten in Momenten, in denen die Pointe eigentlich längst ausgereizt und die Lächerlichkeit, der Ekel oder die Scham fast nicht mehr auszuhalten sind, ist eine Spezialität von „Portlandia“.

Die neue Comedy-Serie von Carrie Brownstein (ja genau, Ex-Sleater-Kinney) und Fred Armistad (ja genau, Ex-„Saturday Night Live“) läuft seit Anfang des Jahres im US-Sender IFC und ist eine in jedem Sinne liebevolle Hommage an Portland, eine Stadt, die in den USA als Paradies für arbeitslose Slacker, politisch Korrekte, KünstlerInnen und andere Randgruppen bekannt ist. Dieser Mythos wird auch gleich in der ersten Folge auf die Schippe genommen, wenn Armistad als „Jason from L. A.“ seiner Freundin ungläubig erzählt, in Portland trügen die Menschen immer noch Karohemden, gingen zur Clownschule und arbeiteten in Cafés, so als seien die 90er nie vorbeigegangen. „Erinnerst du dich, als die Leute zufrieden damit waren, keine Ambitionen zu haben, bis elf zu schlafen und mit ihren Freunden rumzuhängen? Es gibt einen Ort, an dem ist das immer noch die Realität – und ich war dort.“

Egal, ob es um Meg und Daniel geht, die ihre Lebensmittel aus „Protest gegen die Konsumgesellschaft“ aus Containern fischen, die Betreiberinnen des feministischen Buchladens Women and Women First, die jedes Mal „einen Penis sehen, wenn du mit dem Finger so zeigst“ oder das LOHAS-Pärchen, das sich im Restaurant erst die Papiere des Bio-Huhnes zeigen lässt – „Portlandia“ ist eine scharfe und zugleich zärtliche Beobachtung eines Milieus, das Brownstein und Armistad verdammt gut kennen, weil es ihr eigenes ist. Und man muss noch nicht mal in Portland wohnen, um viele dieser Figuren wiederzuerkennen. St. Pauli oder Kreuzberg tun es ebenso.

Meg und Daniel nennen das Gericht, das sie aus ihren Schätzen zubereiten (und in dem Meg noch einen kleinen Stoff-Koala findet) „Curry-Linsen-Kohl-Eintopf“. Egal, ob ihr die Zutaten dafür aus einem Container holt oder lieber frisch einkauft – wir haben hier eine etwas appetitlichere Variante rausgesucht.

„Portlandia“ läuft seit Januar 2011 im US-Sender IFC. Die bislang sechs Folgen sind eine Abfolge von Sketchen rund um verschiedene Portland typische Charaktere, die alle von Carrie Brownstein und Fred Armistad entwickelt und gespielt werden. Daneben treten viele prominente Gäste auf: von der Singer-Songwriterin Aimee Mann bis zu Steve Buscemi. Eine zweite Staffel wurde vom Sender gerade in Auftrag gegeben.

Rezept für 6 hungrige MülltaucherInnen
Zutaten
// 1 EL Olivenöl
// 2 EL Butter
// 1 Zwiebel, gehackt
// 1 Knoblauchzehe, gehackt
// 2 TL Currypulver
// 1 TL Kreuzkümmel (Cumin)
// 2 Tassen gehackter Weißkohl
// 2 Möhren
// 1 Stange Lauch (oder was der Container sonst so hergibt)
// 1 Tasse rote Linsen/6–8 Tassen Gemüsebrühe
// 5 EL Crème fraîche
// 1 Prise Cayenne
// Salz und Pfeffer zum Abschmecken
// 1 Stoff-Koala
Zubereitung
Butter und Öl in einem großen Topf auf mittlere Temperatur erhitzen und Zwiebeln und Knoblauch darin 3 bis 4 Minuten lang glasig dünsten. Curry und Kreuzkümmel hinzufügen und eine weitere Minute dünsten. Zwiebeln dabei nicht braun werden lassen. Den Kohl, die Linsen, das restliche Gemüse und 6 Tassen Gemüsebrühe hinzugeben. Einmal aufkochen und danach auf geringer Hitze ca. 40 Minuten lang zugedeckt köcheln lassen. Wenn der Eintopf dabei zu dickflüssig wird, Brühe hinzugießen. Sobald die Linsen weich sind und alles gut zusammengewirkt ist, vom Herd nehmen, mit Salz, Pfeffer, der Crème fraîche und evtl. einer Prise Cayenne abschmecken. mit frischem Weißbrot, weiterer Crème fraîche und Stoff-Koala servieren.