Team Film: There can never be „Too Much Pussy“
Von
Sieben Frauen auf Tour durch Europa – in einem Van, einen ganzen Sommer lang. Die Stationen: Paris, Brüssel, Berlin, Stockholm. Das Programm: Sonne, Meer, Städte, ein wirklich guter Soundtrack von Scream Club bis Le Tigre – und vor allem: Sex. Also alles, was ein Roadtrip braucht und es ist Roadtrip der besonderen Art: die Queer X Show-Tour.
Emilie Jouvet, bekannt durch ihren Lesben-/Trans*Porno Pour Une Nuit (One Night Stand), begleitet die Sex-Performance-Reise im Sommer 2009 mit ihrer Kamera und schafft dadurch ein einzigartiges Dokument: ein sex-positives, feministisches Manifest, das gerade durch seinen dokumentarischen Charakter die Authentizität transportiert, die die Show so radikal, verstörend, erotisch, leidenschaftlich und einzigartig macht. Gleichzeitig hat das Publikum im Laufe des Films die Möglichkeit, die Protagonistinnen und ihre Motivationen und Feminismen kennen zu lernen. Diese sind zum Teil sehr unterschiedlich, sind sie doch auf verschiedensten Wegen in diesem Van gelandet.
Sie wollen darstellen, provozieren, aufklären, aneignen, ausdrücken, sind Aktivistinnen, Künstlerinnen, Pornodarstellerinnen oder Musikerinnen. Die gemeinsame Schnittstelle ist dabei die Bühne und die Performance. Sex ist hier Performance, ohne Schauspiel zu sein; es ist vielmehr ehrlicher, radikaler, lustvoller, und immer einvernehmlicher Sex. Körper sind dabei Spielzeug und gleichzeitig Handwerkszeug – sie ermöglichen den Ausdruck von Fantasien und gleichzeitig die Aneignung des eigenen Körpers. Madison Young, Künstlerin, Galeristin und Schriftstellerin aus San Francisco, erklärt ihren feministischen Anspruch an die eigene Arbeit folgendermaßen: „The way that I’m able to infiltrate the more mainstream porn industry is by having authentic sex and having orgasms the way that I would have them and fucking the way that I would fuck and communicating with that person and connecting with them, breathing with them, looking them in the eyes, having real sex in front of the camera. Because even if I don’t have control over the way that the product is marketed, I do have control over the behind-the-scenes, the answers that I give people as to why I am doing this, and the way that I’m fucking.”
The Slut Goddess
Die letzte gezeigte Performance inszeniert eine weibliche Gottheit, die von vier Frauen verehrt und angebetet wird. Nacheinander schreiben sie Wörter wie „slut“ und „whore“ auf den Körper der Göttin. Der Begriff von weiblicher Sexualität wird mittels dieser Darstellung immens erweitert, denn anbetungswürdig ist Weiblichkeit entweder als naturalisierte Mutterfigur oder in Form unschuldiger Jungfräulichkeit. Damit kann diese Performance stellvertretend für die Queer X Show stehen, denn der Konsens der dargestellten Feminismen ist genau diese Erweiterung und Umdeutung weiblicher Sexualität: An die Stelle normierter Körper- und Geschlechtervorstellungen tritt ein lustvolles, scham- und schuldfreies Konzept von Weiblichkeit und Begehren: Es gibt keine spezifisch weibliche, und damit irgendwie „saubere“ Form der Sexualität. Erlaubt ist vielmehr, was gefällt.
Mitzudenken…
So wichtig dieses Manifest als Spielart des Feminismus ist, so wichtig ist es auch zu betonen, dass es sich um eine Spielart handelt – und all die Personen mitzudenken, die keinen Sex haben wollen oder können, denen andere Ausdrucksformen, Auseinandersetzungen und Ansätze wichtig(er) sind oder die ihre Sexualität lieber in monogamen Zweierbeziehungen auslegen wollen statt öffentlich. Sie dürfen deswegen nicht als lustfeindlich, spießig, konservativ und prüde diffamiert werden.
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