Team Alltag/Lifestyle: McFit Münster – Sport hat (k)ein Geschlecht!?
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„McFit?! Da geh’ ich nicht hin! Da sind doch nur Männer!“ – „Nee, da wird man als Frau doch immer doof angeglotzt!“
Solche und ähnliche Kommentare höre ich häufiger von meinen Freundinnen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich in die Münsteraner Filiale der Fitnessstudiokette McFit gehe. Kommentare die ich, als mittlerweile schon anderthalbjähriges Mitglied nicht wirklich bestätigen kann. Allerdings habe ich diese Aussagen als Anlass genommen, mir das McFit in Münster im Rahmen unseres Workshops mal unter dem Aspekt der Gendersensibilität anzuschauen.
Der Name und der Monatsbeitrag von 16,90 Euro lassen es vermuten – das McFit setzt nicht auf individuelle Betreuung und persönliche Trainingspläne. Eine Tatsache, die das Unternehmen aber recht schlau gelöst hat. Im Eingangsbereich findet man wechselnde Trainingspläne für alle nur erdenklichen Problemzonen – jeweils fünf für Frauen und fünf für Männer. Zusätzlich gibt es Aktionsangebote wie zum Beispiel Inlineskaten oder Beach-Fit. Auf der Vorderseite der zu den Aktionen gehörenden Heftchen, lächeln sowohl Männlein als auch Weiblein und auch die Übungen sind für beide Geschlechter gestaltet.
Das McFit in Münster ist auf drei Etagen aufgeteilt. Der erste Stock bietet Cardio- und Ausdauertraining, im Erdgeschoss findet man die Kraftgeräte und die freien Gewichte stehen im Keller. Ich muss zugeben, den Weg in den Keller gehe ich nur, um meinem Freund mitzuteilen, dass ich bereit wäre nach Hause zu fahren. Denn sollte es ein Krankheitsbild mit dem Namen „Testosteron-Allergie“ geben, dann würden die Betroffenen hier einen anapyhlaktischen Schock erleiden. Als Frau wird man zwar kurz gemustert, wenn man sich in das „Reich der Pumper“ begibt, aber nach einem kurzen Moment der Irritation sind die Hanteln dann auch wieder spannender als das andere Geschlecht. Auf den beiden restlichen Etagen herrscht, meines Empfindens nach, ein recht ausgeglichenes Geschlechterverhältnis.
Zudem bietet das McFit einen Terminal an, das Auskunft über die richtige Ernährung, Mitgliederaktionen oder das aktuelle Mitglied des Monats, im Wechsel männlich und weiblich, gibt. An diesem Terminal kann man sich die Übungen zu den verschiedenen Geräten virtuell anschauen. Ganz gendersensibel mal von einer Frau und mal von einem Mann vorgeführt. Auf den ersten Blick scheint das Fitnessstudio also kein Geschlecht zu bevorzugen.
„Gut, das wird ein kurzer Artikel“ denke ich mir, während ich mich auf den Weg zu den Crosstrainern in den ersten Stock mache. Dort angekommen starte ich mein Trainingsprogramm und lasse die Gedanken schweifen. Ist das McFit sogar ein Paradebeispiel der Gendersensibilität? Tatsächlich gibt es dort zwei männliche Trainer, der Rest der McFit-Belegschaft sowie die Studioleiterin ist weiblich. Also eigentlich ein Ort an dem sich Frauen gut aufgehoben fühlen sollten.
Als ich im Kopf bereits ein Loblied auf mein Fitnessstudio halte, fällt mein Blick auf die Damenumkleide. Neben ihr hängt eines der großen Bilder, welche die Wände im McFit zieren. Darauf zu sehen ist ein junger Typ „Marke Beach-Boy“ der uns mit einem verschmitzten Lächeln und einer offenen Jacke begrüßt und dabei seinen Waschbrettbauch entblößt. „Ach, wie typisch“, denke ich. Vor der Frauenumkleide hängen halbnackte Männer und vor der Männerumkleide attraktive Frauen im Sportdress. Aber weit gefehlt!
Im ganzen Studio hängen 19 Bilder an den Wänden. Neun davon zeigen neutrale Motive wie stark vergrößerte Regentropfen oder Kakteen. Acht der Motive zeigen Männer bei den unterschiedlichsten sportlichen Aktivitäten. Zum Beispiel beim Sprinten, Volleyball spielen oder beim Gewichte stemmen. All diese Bilder haben einen starken Fokus auf Muskeln und unterschiedliche, trainierte Körperpartien.
Wer nun mitgerechnet hat, dem fällt auf, dass nur noch zwei Bilder übrig bleiben und da finden sich doch tatsächlich auch mal Frauen. Eines der Bilder zeigt eine Frau im McFit-Sportoutfit und einer Hantel in der Hand – dieses Bild dient jedoch lediglich dazu, den Mitgliedern zu zeigen, wo sich der Frauenhantelbereich befindet. Das zweite Bild zeigt zwei Frauen und zwei Männer vor einem Volleyballnetz. Jedoch spielt hier niemand Volleyball, sondern es sieht mehr aus wie ein Foto einer Clique nach dem Spiel. Es gibt noch ein weiteres Bild, welches ausschließlich Männer beim Volleyballspielen zeigt. Hier springen die halbnackten Männer hoch, um mit ihren durchtrainierten Armen den Ball noch über das Netzt zu schlagen.
Während ich auf dem Crosstrainer mein Training fortsetze, denke ich darüber nach. Sollen diese Bildern den vermeintlichen Traummann darstellen, den sich jede Frau sehnlichst wünsch? Wird davon ausgegangen, dass wir Frauen perfekt trainierte Geschlechtsgenossinnen nicht verkraften können? Was ist mit den Männern – wieso ist ihnen kein „weiblicher Hingucker“ vergönnt?
Mit diesen Fragen begebe ich mich zu der, oben bereits erwähnten, Studioleiterin. Diese gibt mir zunächst eine interessante Information zu der Geschlechterverteilung im McFit. Generell ist es so, dass der Männeranteil bei einem Großteil der Filialen bei 70 % liegt. Münster hat mit 40 % einen eher hohen Frauenanteil. Auf meine Frage, ob hinter den männerlastigen Bildern also ein Marketingkonzept steckt, antwortet sie: „Bestimmt! Männer bewundern eher und nehmen diese Bilder als Ansporn, während Frauen bei übermäßig perfekten Frauenkörpern eher dazu tendieren, sich selbst zu kritisieren. Ich habe schon oft kleine Jungs gesehen, die sagten, dass sie so einen Waschbrettbauch haben wollen.“ Dabei zeigt sie auf den oben bereits erwähnten Herren auf dem Bild vor der Damenumkleide.
Ich persönlich muss sagen, dass mir die Aussage der Studioleiterin durchaus einleuchtet. Dies war auch einer meiner ersten Gedanken. Jedoch finde ich die Verallgemeinerung problematisch. So mag es bestimmt auch Frauen geben, die sich durch Bilder schöner, trainierter Frauen angespornt fühlen. Genauso können Männer in eine mittelschwere Depression fallen, wenn sie im McFit an jeder Ecke suggeriert bekommen, dass SO ein Männerkörper auszusehen hat, dass Spiegelbild aber leider meilenweit davon entfernt ist. Und was ist mit den Frauen und Männern, die mit Männerkörpern überhaupt nichts anfangen können oder wollen?
Würde das McFit also einfach ein paar Männer- durch Frauenbilder ersetzen, würden solche Irritationen gar nicht erst aufkommen und die, sonst doch recht konsequente, Gleichbehandlung beider Geschlechter könnte fortgesetzt werden.
Letztlich muss ich sagen, dass ich mich als Frau dort immer wohl gefühlt habe und auch weiterhin fühlen werde. Und im Notfall gilt: MP3-Player an und sich auf sich selbst konzentriert, denn darum geht es ja schließlich in erster Linie beim Sport.
Sabrina