Team Serien: „It looks complicated, but the men who designed it made it simple enough for a woman to use“ – Frauen in “Mad Men”
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August 1963, „Mad Men“ Protagonist Don Draper fährt in seinem Cadillac eine einsame Landstraße des New Yorker Vorortes Ossining entlang. Auf dem Beifahrersitz sehen wir seine aktuelle Geliebte und aus dem Radio tönt Martin Luther King: „I have a dream“. Draper schaltet desinteressiert das Radio ab. Wir befinden uns in der dritten Staffel der US-amerikanischen Erfolgserie „Mad Men“.
Die „Mad Men“ sind ein Haufen exzessiv rauchender, trinkender und sexuell umtriebiger Männer aus der Werbeagentur Sterling Cooper auf der Madison Avenue in Manhattan. Anfang der 60er Jahre „regieren“ diese Männer das Kaufverhalten der Bevölkerung in einer Zeit des Aufbruchs und des Wohlstand, aber auch des Aufbegehrens. Die Bürgerrechts-, die Jugend und die Frauenbewegung sind im vollen Gange und in der bürgerlichen Fassade der weißen Oberschichtprotagonisten werden erste Risse sichtbar.In der Männerwelt von Sterling Cooper dreht sich alles um den schönen Schein, den die Werbeindustrie verkauft. Doch hinter dieser Scheinwelt häufen sich die Eskapaden. Die Doppelmoral ist allgegenwärtig und enthüllt genau die Gesellschaftsbereiche, die in den folgenden Jahren von Umbrüchen erschüttert werden. Doch das sind für die „Mad Men“ zunächst nur Randphänomene. Ihre Sekretärinnen gelten immer noch als Freiwild, die Schwarzen als Diener und ihre Ehefrauen als hübsches Beiwerk, die nur zum Einkaufen das Haus verlassen. Ihre Überzeugungen geraten jedoch von Folge zu Folge immer mehr ins Wanken, da die Werbemachos immer wieder am eigenen Leib erfahren müssen, wie zerbrechlich und angreifbar ihr Lebensentwurf ist.
Hübsch zurechtgemachte Frauen im Wohnzimmer auf der einen und Scotch trinkende Männer bei der „Arbeit“ auf der anderen Seite. Es ist die hohe Kunst von „Mad Men“- Macher Matt Weiner diese beiden Extreme nicht einfach abzubilden, sondern sie mit einem Augenzwinkern zu kommentieren. Dadurch, dass den schier übermächtigen Männern spannende Frauenfiguren gegenüber gestellt werden, gelingt es, die Probleme der Frauen in der von Männern dominierten Welt glaubhaft darzustellen. Bestes Beispiel ist Peggy Olson, Don Drapers Sekretärin, die sich gegen die rückständigen Rollenmodelle durchsetzt und als einzige Frau in die Reihe der Kreativen von Sterling Cooper vorstößt. Auch durch sie entwickelt sich die Rolle der Frau zum eigentlichen Star der Serie. Die Macher_innen zeichnen mit viel Sorgfalt die Bilder der schönen, gelangweilten und unglücklichen Hausfrauen, sowie das Leben der jungen, aufgeregten und vor allem erniedrigten Sekretärinnen, deren einziges Ziel es zu sein scheint, einen Heiratsantrag von den Junggesellen der Agentur zu ergattern.
„Was wollen Frauen?“, fragt Womanizer Don Draper, Hauptfigur in „Mad Men“ und Kreativchef von Sterling Cooper bei der Kreation einer seiner Werbekampagnen. Privat kennt er nur „Heilige oder Huren“. Während alle seine Affären emanzipierte, eigenständige Frauen sind, wartet zu Hause seine scheinbar perfekte Ehefrau Betty. Befriedigung holt er sich an anderer Stelle, Betty Draper muss sich lange mit der vibrierenden Waschmaschine zufrieden geben, bis auch sie sich traut aus ihrem heimischen Gefängnis auszubrechen.
Im Laufe der Show werden die Protagonistinnen stärker, wagen vermehrt sich den Männern zu widersetzen und für ihre Ziele zu kämpfen. Das ständige Aufbrechen von Geschlechterrollen, das Aufbegehren unterdrückter oder ausgegrenzter Minderheiten und die Schattenseiten der US-amerikanischen Konsumgesellschaft werden in „Mad Men“ wohl dosiert und sehr unaufgeregt behandelt. In ihren besten Momenten veranschaulicht die Serie am Beispiel ihrer Figuren sensible Themen wie Rassismus, Abtreibung oder Homosexualität eindringlich.
„Mad Men“ – Erfinder Weiner selbst sieht seine Show als feministisch an. Das für ihn größte Lob bekam er von einer Sekretärin dieser Ära, die ihm versicherte, dass die Darstellung der alltäglichen sexuellen Belästigung in den Büros in „Mad Men“ eine exakte Abbildung dessen ist, was sie damals erlebt hat. Sie und ihre Leidensgenossinnen seien ihm dankbar, dass es endlich jemand den Fokus auf dieses Thema gerichtet hat. Die Serie zeichnet ein bis ins kleinste Detail akkurates Bild vom New York der 60er Jahre und lässt die Zuschauer_innen nicht nur erleichtert zurück, dass sich so vieles verbessert hat, sondern auch nachdenklich, da viele der Handlungsstränge heute aktueller denn je erscheinen.
„Mad Men“ wurde mehrfach bei den Golden Globes und Emmy’s als beste Dramaserie ausgezeichnet und wird in Deutschland von ZDF Neo ausgestrahlt.
Katharina M.
Tipp: http://jezebel.com/5314370/15-feminist-moments-from-mad-men