Wenn ich mich dazu durchringe, ein Video von Rammstein zu schauen, dann muss ich mir fast mantraartig vorsagen, dass ich tolerant sein muss. Brüste, die wackelnd in die Kamera gehalten werden, Frauen die sich ablecken, halbnackte Hintern, welche sich ins Bild räkeln. Soll das noch Ironie sein?  Provokation? Ist das Kunst? Wo muss man eine Grenze ziehen?

Rammstein – Befürworter argumentieren, dass die Band mit Symbolen spiele, um zu provozieren und, dass Provokation eine ganz wichtige Aufgabe von Kunst ist.

Aber wo sind die Grenzen von Kunst?

Das neue Rammstein Musikvideo „Mein Land“, bei dem Jonas Akerlund Regie geführt hat,  beginnt mit einer Art Strandszene in der sich halbnackte Mädchen tanzend und lachend an den Musikern reiben und in devoter Weise ihre Körper zur Schau stellen. Hier könnte man noch anführen, dass Akerlund mit Ironie gearbeitet und  sich streng an der TV – Serie Baywatch orientiert hat.

Die letzten Szenen, die jedoch mit Gewalt, nackter Haut und küssenden Frauen gespickt sind, können doch nicht mehr ironisch gemeint sein. Dass sich Sex gut verkauft ist ja bekannt, aber das sich nahezu jedes Video von Rammstein an diesem Grundsatz orientiert, ist mir zu simpel und bequem.

Rammstein – Mein Land

In vielen Videos von Rammstein werden Frauen als reine Sexobjekte dargestellt (z.B. in Pussy, Mein Land und Das Model – alle von Rammstein), doch das ist längst nicht alles: Darüber hinaus werden immer wieder Bilder entworfen in denen Menschen Gewalt angetan wird. Frauen in devoter, dem Mann dienender Pose, Menschen, die vergewaltigt, aufgegessen und verbrannt werden sind in Videos von Rammstein keine Seltenheit.

Hier geht es um die Erniedrigung von Menschen und die Verherrlichung von Gewalt.

Ich bin nicht der Meinung, dass Kunst nur von Blumen und wohlgeformten Körpern handeln sollte, aber Kunst muss sich konstruktiv mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und nicht destruktiv, wie in dem Fall von Rammstein.

Kathrin Becker


[1] aus Rammstein – Pussy