Team Serie – Rette die Millionen Klischees
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Sollte eine Quizshow nicht lediglich Wissen vermitteln, anstatt Klischees zu reproduzieren?
Es mag ja sein, dass ZDF-Zuschauer_innen im Durchschnitt etwas älter sind und teilweise ein anderes Rollenverständnis haben, aber ist dies ein Legitimationsgrund, um ein derart althergebrachtes Bild der Geschlechter zu zeichnen? Die Quizsendung „Rette die Million“, in der die Kandidat_innen über acht Fragen hinweg versuchen, die Summe von einer Million Euro zu retten, indem sie aus jeweils zwei Kategorien auswählen und Fragen teils allgemeiner, teils spezifischer Art beantworten, geht oft durch die Aussagen des Moderators über ihre Funktion als Wissensvermittlungsinstanz hinaus. Selbstverständlich sollen derartige Shows auch einen gewissen Unterhaltungswert haben, aber muss dies über die Heranziehung stereotyper Geschlechterannahmen geschehen?
So stellt der Moderator Jörg Pilawa beispielsweise Frauen als schwächliche (über festen Händedruck bei einer Frau überrascht), heiratswillige (viele Frauen träumen von einem Heiratsantrag) Personen dar, die auf ihr Äußeres bedacht sind und gerne shoppen gehen. Ein Konfliktpotenzial sieht Herr Pilawa bei zwei Spieler_innen bereits in der Tatsache, dass der Mann länger als die Frau im Bad braucht. Und dass dieser Typ auch noch Glätteisen benutzt, übersteigt dann vollkommen die Vorstellungskraft des Moderierenden. Seine konkreten Assoziationen mit dem vermeintlich starken Geschlecht gehen aber noch weiter.
So sind ihm beispielsweise Männer, vor allem wenn sie wie die beiden Lehrer-Kandidaten aus Dänemark in schwerer Rockerkluft erscheinen, ziemlich suspekt, die sich in der Kategorie „Klatsch und Tratsch“ auskennen. Vielmehr erwartet der Moderator von seinen männlichen Kandidaten, speziell bei solchen „Mannsbildern“ wie den zwei angetretenen Zimmermännern, dass sie sich für Fußball und andere „geschlechtstypische“ Themen interessieren. Ebenso sieht er es für das Ego eines Kandidaten als problematisch an, dass seine Frau die sportlich gleiche Leistung erbracht hat wie er selbst.
Seltsamerweise scheint dem Moderator (verheiratet mit einer Sportlerin) die Beziehung zwischen Frauen und bestimmten Sportarten ein wenig fremd – oder warum erachtet er die auf Fußballergebnisse wettende Kandidatin als Rarität? Zudem scheint sein Frauenbild etwas ambilvalent zu sein. Einerseits bezeichnet er das weibliche Geschlecht als romantisch veranlagtes, schönes Beiwerk. Andererseits sind Frauen raffgierige Personen, die über und für ihren Mann bestimmen. Seiner Meinung nach sagt einer seiner Kandidaten, was alle Männer denken: „Ich bin der Gefangene meiner Frau“. Vielleicht sind diese Aussagen ja gar nicht so ernst zu nehmen, insbesondere wenn man bedenkt, dass Herr Pilawa in den 1960ern geboren wurde. Dennoch sollte er sich darüber bewusst werden, dass dieses von ihm gezeichnete Rollenbild von anderen als richtig und unabänderbar wahrgenommen werden könnte.
Luisa Berg