Ein circa vierzigjähriger Typ fährt in seinem Porsche auf eine Kirche zu. Er hält an, steigt aus und begibt sich ins Innere des Gotteshauses. Eine Nonne kommt auf ihn zu. Er erzählt ihr von seiner Glaubenskrise, woraufhin sie ihm Hilfe anbietet: „What about a blow-job?“ Und nachdem sie sich ihren Schleier vom Kopf gerissen und die blonde Mähne kräftig geschüttelt hat, macht sich die junge Frau mit dem sichtbar größten Vergnügen an die Arbeit…

Genauso läuft es eigentlich immer im Leben von Hank Moody, dem von David Duchovny (X-Files) gespielten Protagonisten der US-amerikanischen Fernsehserie Californication. Die Frauen liegen ihm zu Füßen und die Tatsache, dass er sich als Schriftsteller in einer Schaffenskrise befindet und in seinem Leben auch sonst nicht viel in den Griff bekommt, scheint ihn dabei immer gleich noch ein bisschen attraktiver zu machen. So stellt sich zwar schnell heraus, dass die erotische Kirchenszene, die übrigens die allererste der Serie ist, sich nur in Hanks Träumen abgespielt hat; als er jedoch aufwacht, befindet er sich im Bett einer eigentlich verheirateten Frau, die Hank gesteht, er habe ihr zu ihrem ersten richtigen Orgasmus seit langem verholfen. Als Hank Moody schließlich vor dem eifersüchtigen Ehemann fliehen muss, ertönt „You can’t always get what you want“ von den Rolling Stones – ein Song der nur sehr bedingt zum Californication-Protagonisten passt: Zumindest wenn es um Frauen geht,  kriegt Hank Moody eigentlich immer, was er will.

Und die Frauen? Die können ihr Glück meistens gar nicht fassen. Derartige sexuelle Befriedigung haben die wenigsten von ihnen jemals zuvor genossen. Dabei sind Hank bei der Auswahl seiner Sexualpartnerinnen keinerlei Grenzen gesetzt: Die sechzehnjährige Schülerin, die College-Professorin, die kluge Anwältin, die berühmte Schauspielerin und sogar deren Mutter – alle sind sie dem „Über-Mann“ verfallen. Und dann ist da noch Karen, die Mutter von Hanks Tochter, die trotz der zahlreichen Charakterfehler und Vertrauensbrüche Hanks irgendwie immer wieder Schwierigkeiten zu haben scheint, sich gänzlich von diesem angeblich so charmanten Aufreißer zu emanzipieren.

Das hier entworfene Frauenbild ist also zunächst erschreckend. Neben einer Unmenge an nahezu willenlosen Sexpüppchen, die Hanks Charme allesamt nicht widerstehen können, gibt es allerdings auch Lichtblicke unter den weiblichen Figuren der Serie: Genau zwei Frauen fühlen sich nicht sexuell zu dem vermeintlich so attraktiven Verlierertypen Hank hingezogen – Marcy, die Frau seines besten Freundes, und seine Tochter Becca (und es ist tatsächlich ein Glück, dass die Serie uns das erspart). Marcy Runkle ist zwar klein, hat aber dafür ein umso größeres Mundwerk. Sie arbeitet als Intimbereich-Waxerin und sie und ihr Mann Charlie trennen sich in der zweiten Staffel voneinander, nachdem dieser sie mit einer Pornodarstellerin betrogen hat. Doch sogar während ihres Single-Daseins findet Marcy offensichtlich keinerlei Gefallen an dem „Frauenverführer“ Hank. Nicht nur deshalb ist sie die eine der sympathischsten Frauenfiguren der Serie.

Eine besondere Sympathieträgerin ist auch Hanks Tochter Becca. Die Teenagerin leidet sehr unter dem verantwortungslosen Verhalten ihres Vaters und den dauernden Streitereien zwischen ihren Eltern; immer wieder muss sie die Rolle der Erwachsenen spielen und das kindische Verhalten Hanks tadeln. Dabei ist Becca glücklicherweise nicht so wie die vielen hirnlosen, sexsüchtigen Bettgespielinnen ihres Vaters. Ihre Leidenschaft ist die Musik – sie spielt im Laufe der Serie in verschiedenen Bands – und sie lässt sich nicht wie der Rest der Frauenwelt von jedem dahergelaufenen Typen flachlegen.

Letztlich lässt sich über Californication festhalten: Obwohl die Serie in mancherlei Hinsicht durchaus gewisse Reize hat (das Setting in Los Angeles, die teilweise extrem lustigen Dialoge und nicht zuletzt die großartige Musikauswahl spielen dabei eine entscheidende Rolle), wird hier ein völlig absurdes Frauenbild entworfen, das unbedingt kritisch hinterfragt werden sollte. Schließlich sollte doch eigentlich klar sein: Die wenigsten Frauen brauchen einen infantilen, rücksichtslos-albernen Gammel-Schriftsteller zu ihrem (sexuellen) Glück!

Von Laura Emans