„Geile Braut auf zwölf Uhr“ – Two and a half men und die „Cracknutten, Entschuldigung, Crackprostituierte”
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Die weltweit erfolgreiche US-Sitcom Two and a half men wurde von dem US-Blogger und ehemaliger Serienautor Ken Levine einmal so definiert: „Halbstündiges Trommelfeuer voller Peniswitze – mit gelegentlich eingeschobenen Masturbationswitzen zur Auflockerung“. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Denn in Two and a half men geht es ausschließlich um sexuelle Befriedigung. Und hauptsächlich um Sex mit geilen Bräuten.
Mensch kann Charlie (1. bis 9. Staffel † ), Alan und Jake keinen Vorwurf machen, die zweieinhalb selbsternannten Männer würden sich keine Gedanken über Frauen machen. Doch leider basiert diese Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht hauptsächlich auf körperlicher Ebene. Frauen sind für die drei sozusagen eine interessante Spezies, die, wenn man(n) sie hat, zu einer sexuellen Befriedigung führen. Also: Frauen = Sex.
Die Frauen sind Karikaturen, in denen stereotypische Eigenschaften einer Frau auf die Spitze getrieben werden.
Nehmen wir einmal die Mutter der beiden Hauptcharaktere Charlie und Alan, die geldgierige Immobilienmaklerin Evelyn Harper. Für sie gibt es nichts Wichtigeres als ihr Aussehen und das Ewig-jung-sein, um reiche Männer anzulocken. Unzählige Schönheitsoperationen hinter sich, behauptet sie bei jeder Gelegenheit, dass ihr Aussehen total natürlich sei. Judith, die Ex-Frau von Alan, ist hingegen total neurotisch und leidet unter einem perfekten Kontrollzwang.
Und dann sind da noch die unzähligen Modepüppchen, die bei Charlie ein und aus gehen. Blondchen, Modells – alle schön, schlank und meistens dumm, auf jeden Fall haben sie in seinen Augen immer irgendeine Macke. Und Charlie will nur eines von ihnen: Sex. Die Gefühle der Frauen spielen für ihn erst dann eine Rolle, wenn er sie im Bett nicht mehr befriedigen kann. Denn das kratzt an seinem männlichen Ego. Dann spielt er auch schon einmal Karten mit Chelsea und versucht dabei ein Gespräch zu führen. Dieser Versuch dauert jedoch nur solange an, bis es im Bett wieder „funktioniert“ und er seine Männlichkeit unter Beweis stellen kann. Frauen dienen also seinem männlichen Ego.
Ach ja, und dann taucht von Zeit zu Zeit Rose auf: Die Stalkerin. Seit Rose einen One-Night-Stand mit Charlie hatte, ist sie die Anhänglichkeit in Person. Zwar hat sie ein paar Uniabschlüsse in Verhaltenspsychologie, was sie auch gerne mal betont, aber wahnsinnig viel Intelligenz ist hinter dem Säuselstimmchen nicht zu finden. Sie ist Charlie lästig. Als sie jedoch scheinbar kein Interesse mehr an ihm hat und für Charlie unerreichbar erscheint, fühlt er sich um seine Männlichkeit betrogen und gesteht ihr entgegen seiner Prinzipien seine Liebe. Das bringt ihm jedoch nicht viel. Rose bringt Charlie nämlich aus Eifersucht um. Schade, schade. Man könnte also behaupten, seine skrupellose Brautjagd werde in der Serie sanktioniert. Aber eigentlich musste der echte Charlie, der auch mal gerne einer Frau den Arm bricht oder auf eine andere schießt, nur die Serie verlassen, und nur deshalb musste der fiktive Charlie sterben.
Die einzige Frau, die bei der Serie etwas aus der Reihe fällt, ist die Haushaltshilfe von Alan und Charlie. (Solche Männer machen doch den Haushalt nicht selbst, sondern lassen ihn von einer Frau machen.) Berta. Zwar findet bei ihr auch eine Überzeichnung statt, doch sie ist das Gegenteil der Modepüppchen. Sie ist korpulent, saß schon mal im Gefängnis und ist nicht auf den Mund gefallen. Bei dieser Frau könnte man behaupten: Es steckt Hirn drin. Und sie hat das Talent, die Männer des Hauses auch einmal einzuschüchtern. Sie wird ernst genommen und auch schon mal um Rat gefragt. Jedoch ist sie in den Augen der drei Hausbewohner keine Frau. Sie ist schließlich keine geile Braut, mit der man(n) ins Bett gehen möchte. Auch wenn sie gerne eine solche Frau wäre.
Und was lernen wir daraus? Frauen sind entweder hübsch, schlank und dumm, oder dick, unattraktiv und intelligent. Dabei sieht „[d]er Mainstream der Frauendarstellung […] anders aus“, schreib die Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Weiblichkeit ist souverän, smart und durchsetzungsstark. Männer fallen im Vergleich massiv ab, und zwar in allen Bereichen: Intelligenz, soziale Kompetenz, Humor.“ Die FAZ nennt unter anderem „Desperate Housewives“ und „Big Love“.
Es darf aber nicht vergessen werden, dass es sich hier um eine Sitcom handelt – um Comedy also. Die Serie lebt von ihren überzeichneten Figuren und von den dahinter stehenden Klischees. Und nicht nur die Frauenfiguren sind überzeichnet. Auch bei den Männern handelt es sich um Stereotype, die schwanzgesteuert nicht gerade durch Intelligenz glänzen.
Vielleicht ändert sich jedoch das Männer- und Frauenbild der Serie mit dem Neuen. Ashton Kutcher alias Walden Schmidt. Er entspricht mit seiner Naivität nämlich gar nicht dem Charakter von Charlie. Er kann zwar jede Frau haben und kriegt diese auch ungewollt, will aber nur die eine … seine Braut, seine Ehefrau.
Gucken wir doch einmal, ob und wie sich Two and a half men mit Walden weiterentwickelt.
Katharina G.