ARGE Dicke Weiber

Achsel- und Beinhaaren, Falten, Hängebrüsten, Cellulite und ganz besonders dem Körperfett wurde offiziell der Krieg erklärt. Ganze Wirtschaftszweige forschen, produzieren, verkaufen und operieren mit Milliardenumsätzen um diese Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten und alle Frauen werden zum potentiellen Schlachtfeld. Denn eine »Problemzone« ist schnell gefunden. Fast keine Frau hat heutzutage einen Körper mit dem sie einfach so zufrieden sein darf.

Die meisten dieser unerwünschten Körperlichkeiten entwickeln sich im Laufe der Pubertät oder mit den Jahren und sie sind untrennbar mit dem erwachsenen Körper einer Frau verbunden. Vom Kampf gegen das Fett jedoch sind bereits sehr junge Mädchen betroffen. Eltern, Haus- und SchulärztInnen, SportlehrerInnen und andere PädagogInnen sind die ersten, die dicken Mädchen zu verstehen geben, dass etwas mit ihrem Körper nicht stimmen würde. Sie sind auch die ersten, die Mädchen zu Diäten anstiften oder sie dazu zwingen.

Diätcamps – Abnehmen für Kinder

Eine von uns war 10 als sie von ihrer Mutter auf ein Diätcamp von young austria geschickt wurde. Diese drei Wochen ihres Lebens wird sie nie vergessen. Hungern neben schlemmenden BetreuerInnen, regelmäßiges Kollabieren, Sport bis zur Erschöpfung und das ständige Gefühl einfach nicht zu genügen. Ein paar Kilo hat sie damals in den Salzburger Bergen gelassen, mitgenommen hat sie weitaus mehr: die Scham für ihren eigenen Körper, eine Essstörung, die sie zwei Jahrzehnte begleiten sollte, Abneigung gegen Sport und das Wissen, dass sie wohl nie »normal« sein wird.

Wie ihr geht es sehr vielen dicken Frauen und Mädchen. Sie hangeln sich von einer Diät zur nächsten, fünf Kilo runter, zehn Kilo rauf, strampeln sich am Heimtrainer ab, lernen Kalorientabellen auswendig, geben Unmengen an Geld für Weight Watchers und diverse andere Abnehmabzocker aus, probieren eine Ernährungsphilosophie nach der anderen, nur um am Ende festzustellen, ihre Bemühungen waren umsonst. Das Leben zieht an ihnen vorüber und sie sind dicker, unglücklicher und oft auch kranker als zuvor. Der letzte Ausweg scheint dann nur mehr die sogenannte Übergewichtschirurgie, die ihre Körper unwiederbringlich verstümmelt und eine lebenslange medizinische Nachbetreuung erforderlich macht.

Die Diätkultur hat versagt!

Laut Statistik sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Europa »zu dick«. Den aktuellen Schlagzeilen wie »Adipositas-Epidemie« oder »Übergewicht erhöht Gesundheitskosten« steht allerdings eine mittlerweile 40-jährige Diät- und Fitnesskultur gegenüber, die es offenbar nicht schafft, ihr Ziel, nämlich das Ende der Fettleibigkeit, zu erreichen. Was bedeutet das?

Es bedeutet, dass Diäten kein Mittel sind um abzunehmen, sondern ein Mittel, um im besten Fall zuzunehmen und im schlechtesten Fall abhängig und krank zu werden. Es bedeutet auch, dass Begriffe wie »Adipositas« und »Übergewicht« von einer künstlichen Normierung ausgehen, die es in der Vielfalt von Lebewesen so gar nicht gibt. Und es lässt vermuten, dass mit dem staatlich sanktionierten Schlankheitswahn offenbar noch ein anderes Ziel verfolgt wird, nämlich die Disziplinierung und Beschäftigung der Bevölkerung, insbesondere die der Frauen. Denn Frauen werden nach wie vor in erster Linie über ihr Aussehen und ihre Körper definiert.

Die Erfahrungen haben gezeigt, es gibt bis heute keine langfristig funktionierende Methode um abzunehmen! Was bedeutet das? … Riots not Diets!
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Text und Foto: ARGE Dicke Weiber