„The Lair“ – eine homosexuelle Vampirserie. Ich bin mir nicht mehr sicher, wo ich das erste Mal von dieser Serie hörte, aber mir war klar, die muss ich gucken. Vampire-themed Serien scheinen in den letzten Jahren sowieso zu trenden und ich kannte auch schon einige (Vampire Diaries, True Blood, die Twilight-Quadrilogie, die zwar keine Serie ist, den Stein aber ins Rollen brachte). Meine Erwartungen waren recht hoch, ich wollte weg von dem Bild der schwachen Frau, die sich andauernd von dem unheimlich gutaussehenden Unsterblichen retten lassen musste, boring! Außerdem vermutete ich, dass weniger Vorurteile und Klischees verwandt würden, da die Serie nicht aus dem üblichen hetero-normativen Standpunkt konzipiert wurde.

Also schaute ich mir die erste Folge an und war noch halbwegs angetan. Was danach kam, ging aber steil bergab. Die SchauspielerInnen wirken sehr laienhaft, bis auf einige Ausnahmen, wobei das Skript es ihnen auch nicht leicht macht. Einige Dialoge klingen, als ob sie ein Kind geschrieben hätte, so auch einige Plot-Twists und die generell unausgereifte Story.

Richtig zum Lachen brachte mich aber die erste Sichtung eines Werwolfs in der Serie. Anstatt sich einen echten Wolf zu leisten, bestand der Werwolf aus einem Menschen in einem Wolfskostüm. Es war auch in der Serie kein Streich eines Menschen, sondern ein ernstgemeinter Werwolf, der aber so lächerlich wirkte, dass für mich die Serie jede Ernsthaftigkeit und jeden Grusel verloren hatte.

Ein weiteres komisches Element ist der Fakt, dass (nahezu) jeder Mann in der Serie entweder schwul ist oder asexuell. Das macht es aber einfacher über einander herzufallen, da sowieso angenommen wird, jeder wäre schwul. Die Übergänge zwischen normaler Handlung und expliziten Sexszenen sind daher weniger fließend als vielmehr abrupt. Das erhöht zwar die sexuelle Aufladung der ganzen Serie (mensch weiß nie, wann es wieder ans Vögeln geht), macht sie aber nicht wirklich glaubwürdiger oder spannender. Was mich deswegen umso nachdenklicher stimmt, ist, dass kein einziges Kondom vorkommt. Diese Tatsache wird generell im Fernsehen und in Filmen vernachlässigt, aber hier wäre es umso angebrachter und lehrreicher gewesen. Doch keine Chance, weder zwischen Vampiren und Menschen noch bei Menschen unter sich, geschweige denn beim Geschlechtsverkehr zwischen Vampiren, wird ein Kondom benutzt. Großer Minuspunkt!

Ein weiteres Manko ist der Mangel an Frauen in „The Lair“. Insgesamt kommen vier Frauen vor, eine Richterin, eine Anwältin, eine Schreibkraft im Gericht und Laura Rivers, die beste Freundin des Protagonisten Thom. Dass die Angestellten im Gericht fast ausschließlich weiblich sind, ist zwar positiv zu vermerken (es hätten ja auch Männer gecastet werden können), aber leider ist Laura Rivers ein Charakter zum Abgewöhnen! Sie steckt in der einzigen heterosexuellen Beziehung fest, die die Serie darstellt, wird regelmäßig von ihrem Freund misshandelt und (so angedeutet) auch vergewaltigt und ist generell kein gutes weibliches Vorbild. Aus dieser furchtbaren Beziehung kommt Laura auch nur heraus, indem sie von einem Vampir hypnotisiert und gezwungen wird, ihren Freund umzubringen. Die Aussage hier ist also, dass es keinen Ausweg aus einer solchen Beziehung gibt außer Mord und die Entscheidung wird Laura auch noch von einem Fremden abgenommen. So richtig fortschrittlich ist das nicht …

Zusammengefasst ist „The Lair“ eine Mischung aus mehreren Stoffen, z.B. gängige Vampirserien (speziell die Doppelgängereigenschaft aus Vampire Diaries), „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde, Softpornos und einigem mehr. Meiner Meinung nach hätte sie Potenzial gehabt, hat es aber leider nicht ausgenützt und ist besser als Trash zu sehen. Dann kann mensch mit dieser Serie auch richtig Spaß haben, sie bringt viele Lacher, aber mensch sollte keine qualitativ hochwertige politisch korrekte Serie erwarten. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich meine Erwartungen heruntergeschraubt und sie dann vermutlich richtig genießen können. Ich empfehle euch also immer noch, die Serie anzusehen, aber nicht unter dem Label „Qualität“ sondern „Fun and sexy Trash“!

Paula Ehrenheim