ARGE Dicke Weiber

Essstörungen und Gewicht hängen nicht miteinander zusammen

Ein großes Problem ist der Gebrauch des Wortes »Essstörungen« in Zusammenhang mit dicken Frauen. Nein, es ist ein Irrtum wenn man es in einem Atemzug verwendet und damit jeder dicken Frau unterstellt, sie hätte eine Essstörung sonst wäre sie ja nicht dick. Man unterstellt damit auch jeder dicken Frau, sie wüsste nicht wie sie sich richtig ernährt und glaubt, dass Ratschläge angebracht seien wie die Frau denn abnehmen könnte – auf welches Essen sie achten sollte etc.

Ganz besonders störend ist dabei das Wort »Esssucht« – man unterstellt jeder dicken Frau esssüchtig zu sein. In Wahrheit ist Dicksein aber Teil der körperlichen Vielfalt. Es gibt die runde Körperform genauso wie die eckige, die große genauso wie die kleine. Frau ist nicht dick, weil frau zu viel isst. Frau ist nicht dick, weil frau an Esssucht leidet. Frau ist dick, weil frau dick ist.

Jeder Mensch muss essen – essen ist lebensnotwendig.

Der Mythos »Essen macht dick!« und der propagierte Ekel, der Hass und der Stress mit dem Dicksein machen krank und können zu Bulimie, Magersucht oder Binge Eating Disorder – zu asketischem oder selbstkasteiendem Essverhalten und Mangelernährung führen (diese wiederum zu schwerwiegenden Krankheiten wie beispielsweise Osteoporose).

Das Wort Essstörung ist in dem Sinne angebracht, wenn es darum geht, die Gesellschaft anzuprangern, welche ein gestörtes Verhältnis zum Essen fördert indem sie: Lebensmittel als gut oder schlecht bewertet, Light-Produkte einführt, immer neuere Ernährungspläne auf den Markt bringt und gleichzeitig die natürliche Pflanzenvielfalt gesetzlich einschränkt, das Feindbild des dicken Menschen verbreitet, den Diätwahn unterstützt.

Essstörung heißt für uns, dass Menschen ihr eigenes Körpergefühl für Nahrung und Ernährung abgesprochen wird und durch geschürte Ängste und Pläne von (Pseudo-)Wissenschaftlern, Konzernen (Lebensmittel-, Pharma-, Kosmetikindustrie) und Medien ersetzt wird. Der natürliche Zugang eines jeden Menschen zum eigenen Körper, zur Nahrung und zum Essen wird durch den Außeneinfluss gestört. Jeder/m wird unterstellt sich falsch zu ernähren und alle anderen glauben besser zu wissen was gut für eine/n ist – denn »die Wissenschaft hat dazu Studien betrieben«.

Hat eine von euch mal empirisch geforscht? Man kann sich jedes Ergebnis so zu recht biegen wie man es gerne hätte. Schaut mal, wer die Studien in Auftrag gegeben hat – also wer damit Geld verdient. Denn das einzige wozu es dient, Menschen ihr Körpergefühl abzusprechen, ist, damit Geld zu verdienen.

In dem Sinne bezeichnet Essstörung, dass unser Verhältnis zum Essen durch den Drang einiger Geld zu verdienen gestört wurde und wird. Essstörung bezeichnet keine Eigenschaft eines Menschen, sondern einen Zustand der Gesellschaft.

Lasst euch also bitte nicht beim Essen stören!

Buchtipps:

  • Gunter Frank: Lizenz zum Essen. Stressfrei essen, Gewichtssorgen vergessen, München: Piper Verlag, 2009
  • Uwe Knop: Hunger & Lust. Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz, Books on Demand, 2009
  • Udo Pollmer: Eßt endlich normal! Das Anti-Diät-Buch, München: Piper Verlag, 2005

Text: ARGE Dicke Weiber