Meine lieben Missys, da bin ich wieder mit meinem Gastblog Berlinale, mit dem ich Euch hoffentlich ein wenig den Weg durch den diesjährigen Berlinale-Filmdschungel weisen kann. Geändert hat sich bei mir seit dem letzten Jahr nicht so viel – außer mein Nachname und dass ich seit kurzem Westernreiterin bin (Jihuuuuu!) – also in den nächsten knapp drei Wochen wird Euch die freie Journalistin und pathologisch neugierige Gabriele Summen (war einfach der schönere Nachname…) mit ein paar Gedanken und Tipps zur Berlinale unterhalten. Nachdem ich mir in den letzten drei Wochen bereits einige Panorama-, Forums- und Perspektive-deutsches-Kino-Filme (in vorgezogenen Pressevorführungen) für Euch angeschaut habe, ging’s gestern also zur alljährlichen Berlinale-Pressekonferenz bei der der ewige Festspielleiter Dieter Kosslick (seit zehn Jahren im Amt) mal rührend um Ernsthaftigkeit bemüht, mal gewohnt kalauernd das Wettbewerbsprogramm vorstellte:

Auffallend und ärgerlich: Nur einer von achtzehn Wettbewerbsbeiträgen (alles Weltpremieren) ist von einer Frau, dann fangen wir am liebsten doch einmal damit an: Ursula Meier entführt uns in ihrem Film „L’enfant D’en Haut“ passend zur klirrenden Kälte vor dem Kinosaal in ein Nobel-Skigebiet in der Schweiz. Dort wohnt der pfiffige Simon mit seiner arbeitslosen Schwester – hoch oben in den Bergen klaut er  tagtäglich die Skiausrüstung der Reichen und verkauft sie dann an die Kinder unten im Tal….Das klingt ebenso parabelhaft-anarchistisch-vergnügt, wie Meiers Debütfilm „Home“, der 2008 in Cannes lief.  „Home“ wiederum spielt an einer bislang unbenutzten Autobahn, an dessen Rand eine ähnlich sympathische Familie wohnt… Hier also mein DVD-Tipp zur Einstimmung auf die diesjährige Berlinale:

[youtube width=“425″ height=“355″]http://www.youtube.com/watch?v=TuZ7AG_xezY[/youtube]

 

Bleiben wir doch gleich bei der herausragenden Schauspielerin Isabelle Huppert, die in Meiers Erstlingswerk die Hauptrolle spielte – in dem Wettbewerbsbeitrag „Captive“ des Independent-Regisseurs Brillante Mendoza spielt sie nun eine Entwicklungshelferin, die von muslimischen Extremisten auf eine philippinische Insel entführt wird. Ich denke mal, wir können uns bei dem Film auf eine gewohnt wacklige Handkamera einstellen….

Eröffnet wird die Berlinale, die diesmal vom 9-19. Februar stattfindet, von dem französischen Historiendrama „Les adieux à la Reine“ („Leb wohl, meine Königin“): Aus der Sicht der Vorleserin der Königin Marie Antoinette (Diane Kruger) werden die ersten Stunden der französischen Revolution geschildert. Der Film soll damit eine Berlinale einläuten, die quer durch alle Sektionen, die Umbruch- und Aufbruchsstimmung überall auf der Welt – ich schätze mal mehr, mal weniger kritisch – beleuchtet. Zum sogenannten arabischen Frühling wird es etliche Filme geben, von denen ich noch genauer berichten werde, doch falls ihr vorhabt Euch um Berlinale-Karten zu bemühen, so sei Euch schon einmal „Words of Witnesses“ der amerikanischen Regisseurin Mai Iskander und „In The Shadow Of A Man“ von Hanan Abdalla ans Herz gelegt.  Iskanders Portrait der sturen Kairoer Journalistin Heba Afifi erfrischt durch die Entschlossenheit und Klugheit mit der sich diese junge Frau gleichzeitig von Gesellschaft und Familie emanzipiert. In Abdallas Film lernen wir ebenso ägyptische Frauen kennen, die schon lange vor den Umbrüchen begonnen haben, mit außerordentlichem Mut um eine neue Gesellschaft zu kämpfen.

[youtube width=“425″ height=“355″]http://www.youtube.com/watch?v=E7nQUcuOBqw[/youtube]

 

Bleiben wir bei den interessanten Frauen dieser Berlinale, die Schauspielerin und Sängerin Charlotte Gainsbourg und die Film- und Theaterschaupielerin Barbara Sukowa werden hoffentlich die herrenlastige Jury um den Sozialdrama-Experten Mike Leigh aufmischen.

Bewerten müssen sie u.a. drei Filme deutscher Regisseure, in „Was bleibt“ von Hans-Christian Schmid spielt Corinna Harfouch eine manisch-depressive Mutter und in Christian Petzolds Film „Barbara“ spielt Nina Hoss eine Ärztin, die auf ihre Flucht aus der DDR in den Westen wartet…Mit Spannung erwartet wird auch der Film „Rebelle“ von Kim Nguyen in dem es um das Schicksal einer afrikanischen Kindersoldatin geht…

Weiterhin wird die Regisseurin Ulrike Ottinger, die Ende der Siebziger Jahre durch avangardistisch-feministische Filme bekannt wurde, mit dem schwul-lesbischen Teddy Award für ihr Lebenswerk geehrt. In der Reihe Panorama-Dokumente wird aus diesem Anlass das Porträt der Filmemacherin Brigitte Kramer „Ulrike Ottinger – Die Nomadin vom See“ zu sehen sein.

Klatschmagazin-Liebling Angelina Jolie wird ebenfalls nach Berlin reisen, um ihr umstrittenes Regiedebüt „ In The Land Of Blood And Honey“ zu präsentieren und mit dem Publikum darüber zu diskutieren. Der Film erzählt eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der systematischen Vergewaltigungen im Bosnienkrieg.

Wer wird noch auf dem roten Teppich leuchten? Uma Thurman, die gemeinsam mit einem gewissen Robert Pattinson ihren neuen Film „Bel Ami“ vorstellt und Juliette Binoche, die in einem weiteren Eröffnungsfilm – und zwar der Reihe Panorama Special – der polnischen Regisseurin Malgorzata Szumowska brilliert, auf diesen Film mit dem Titel „Elles- Das bessere Leben“ werde ich Euch in den nächsten Tagen hoffentlich noch ein wenig neugieriger machen..!

Zuguterletzt  bekommt Meryl Streep den mehr als verdienten Ehrenbären, was mir hoffentlich Gelegenheit gibt, den Schmachtfetzen „Jenseits von Afrika“ noch einmal auf einer breiten Leinwand anzuschauen. Bereits als Kind brach ich jedes Mal gleich zu Beginn des Films bei Karen Blixens Worten „Ich hatte eine Farm in Afrika…“ in Tränen aus. Vielleicht sollte ich mir bei Gelegenheit auch mal eine Farm in Afrika zulegen. Aber im Februar bleibe ich erst  einmal noch hier: