Morgen Abend: Speech Debelle in Hamburg
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Mit ihrem Debütalbum hat Speech Debelle 2009 gleich mal den Mercury Music Prize abgestaubt – einen der wichtigsten Musikpreise Großbritanniens. Nach zwei Jahren Pause kommt „Freedom of Speech“ jetzt genau richtig: klare, kämpferische Position. Fetter Sound. Sie ist eine der hellsten und witzigsten SongwriterInnen des Jahres und tritt am 25.02. mit ihrem neuen Album auf Kampnagel in Hamburg auf.
Missy verlost 2×2 Freikarten für unsere aktuelle Cover-Lady. Schickt dafür einfach bis zum 24.02. eine E-Mail an verlosung@missy-mag.de. Der Betreff ist „Speech Debelle“ und drin sollte stehen, wie die Dame mit bürgerlichem Namen heißt.
Schon mit 13 Jahren steht Speech Debelle rappend auf dem Schulhof in Südlondon. Ein Schulhof, den sie ohne Abschluss verlassen wird. Mit dem Pubertieren ist sie nicht zimperlich. Sie macht ihre Mutter schließlich dermaßen wahnsinnig, dass diese sie mit 19 Jahren vor die Haustür setzt. Erst kommt sie bei einer Freundin unter, doch oft bleiben ihr nur die Obdachlosenunterkünfte. Sie beginnt Songs zu schreiben. „Finish This Album“ ist als Erstes fertig – mit ihm wird sie bei dem britischen HipHop-Label Big Dada vorstellig. Mittlerweile ist sie 23 und wieder bei der Mutter eingezogen. Bei Big Dada trifft Speech ihren späteren Produzenten Wayne Lotek, wird 2007 unter Vertrag genommen und veröffentlicht schließlich Ende Mai 2009 ihr Debütalbum „Speech Therapy“.
In ihrer öffentlichen Therapiesitzung rappt sich die Tochter jamaikanischer ImmigrantInnen den Schmerz von der Seele: „2 am in my hostel bed, my eyes them red, my belly ain’t fed, I got butter but I ain’t got bread and I’m smoking on my last cigarette.“ Debelles „Speech Therapy“ findet Gehör und wird als bestes Album 2009 mit dem Mercury Music Prize ausgezeichnet. Die KritikerInnen lieben sie, alle erwarten einen raketenhaften Aufstieg. Die CD-Verkäufe bleiben allerdings schleppend und so wird es zunächst wieder ruhiger um die neue HipHop-Hoffnung.
Letztes Jahr ist sie dann mit einem Schlag wieder da. Ihr Song „Spinnin“ wird zum offiziellen Lied der Olympischen Spiele 2012 erklärt. Und als im August 2011 die Unruhen in London auflodern, veröffentlicht sie spontan die Single „Blaze Up A Fire“, eine Vorabauskopplung aus ihrem gerade entstehenden zweiten Album. In dem Song und über Twitter drückt sie ihr Verständnis für die randalierenden Jugendlichen aus: „This is the product of pain and frustration. Destruction is a form of expression for our young people. This is what we did to them.“ Aus dem Mädchen mit der unverblümten Introspektive ist eine 28-jährige Frau mit einer knallharten Meinung geworden. (Text: Katrin Gottschalk)
Das Interview mit Speech Debelle gibt’s in der neuen Missy 01/12!