Die UnGeduld der Kommissarin
Von
Sie ist zwar eigentlich gegen die Quote, aber die möglichen Ergebnisse gefallen ihr. Die Rede ist von EU-Kommissarin Reding, die die Geduld mit den Unternehmen verliert. Deren Selbstverpflichtungen für die Förderung von Frauen habe kaum etwas gebracht, bzw. gehen nicht schnell genug voran. Deshalb müsse eine gesetzliche Regelung, am besten eine europäische Quote her. Also an Symptomen herumdoktern und Symbolpolitik betreiben statt Ursachen zu beseitigen?
Dazu passen die Gedanken, die Evelyn Finger am vergangenen Samstag in der Zeit formuliert hat: „Gesetzt, die Regeln im Berufsalltag sind immer noch männergemacht und frauenfeindlich: Dann muss man eben die Regeln abschaffen, statt komplementäre aufzustellen, die dem Chauvinismus argumentativ auf seiner eigenen Ebene begegnen. Pierre Bourdieu schreibt über männliche Herrschaft: ‚Viele Positionen sind für Frauen deshalb so schwer erreichbar, weil sie maßgeschneidert sind für Männer, deren Männlichkeit durch Entgegensetzung zu den Frauen konstruiert wurde.‘ Diese Konstruktionen verändern sich aber. Viele Männer haben heute mit autoritären männlichen Chefs ganz ähnliche Probleme wie Frauen. Viele Männer wollen als Chefs nicht mehr herrschen, sondern führen. Es ist kein bloßes Geschlechterproblem, sondern ein Herrschaftsproblem“
Eine wirksame Vorgehensweise könnte in meinen Augen eine Kennzahl ‚Väter in Elternzeit‘ sein. Im Bundesdurchschnitt haben wir ja inzwischen die 25 % erreicht, eine Kennzahl von 30 % wäre also nicht allzu ambitioniert. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in allen Umfragen schon lange mehr als 50 % der Väter den Wunsch äußern, in Elternzeit gehen zu wollen. Ein Anteil von 40% wäre also ein erstrebenswertes Ziel. Nachdem ein Unternehmen sich dieses Ziel gesetzt hat, würden im nächsten Schritt die Bedingungen und Operatoren benannt, die für die Erreichung der Zielgröße entscheidend sind.
Das können förderliche Faktoren sein, die verstärkt werden müssen, als auch hinderliche, die es zu beseitigen gilt. Im konkreten Fall sind das sicherlich die vorherrschenden Karrieremuster, die Anwesenheit und permanente Verfügbarkeit erwarten; die Haltungen gegenüber Lebensphasen mit familiärer Verantwortungsübernahme, diese werden als ‚Auszeiten‘ und nicht als Zeiten sozialen Kompetenzerwerbs betrachtet und sicherlich auch die Zuschreibungen, was Mann tut bzw. besser sein lässt.
Wenn diese Punkte erst einmal offen gelegt, Zielvereinbarungen mit den Führungskräften getroffen und Erfolgsprämien auch an die Erreichung dieser Kennzahlen gekoppelt sind, ja dann wird eine Bewegung in Gang gesetzt, die die ‚Q Frage‘ gleich mit thematisiert und abarbeitet. Männer wollen nämlich vor allem eins nicht, Exoten sein. Sie wollen, dass es völlig normal ist, dass sie Verantwortung in Familie übernehmen und Arbeitszeiten reduzieren und dies nicht als Entscheidung gegen berufliches Engagement und Entwicklungsambitionen gewertet wird. Und wenn das so ist, wird es auch völlig normal sein, dass Frauen Führungsaufgaben übernehmen und Aufsichtsräte besetzen. Das sind in meinen Augen zwei Seiten der gleichen Medaille.