Sie ist bekannt als Pop Queen, Material Girl und Provokateurin: Madonna.

Was Verkörpert diese legendäre Pop Ikone? Sie wurde schon unzählige Male mit Feminismus und Gender in Verbindung gebracht und sogar schon als feministische Ikone bezeichnet. Doch wird sie dieser Erwartung gerecht?

Madonna ist bekannt dafür, dass sie immer wieder verschiedene Identitäten ausprobiert. Sie spielt öfters mit Genderrollen wie beispielsweise in ihren Musikvideos „Who’s that Girl“, „Vouge“ und „Express Yourself“, wo sie im Männeranzug zu sehen ist. In einigen anderen Musikvideos, wie zum Beispiel in „Papa don’t Preach“, ist sie als sogenannter ‚Tomboy‘ zu sehen. Ein Tomboy ist ein Mädchen oder eine Frau die eine typisch maskuline Auftrittsweise hat, die sich also eher jungenhaft kleidet und kurze Haare trägt.

Madonna präsentiert sich aber nicht nur als tomboy, sondern auch als eine sehr weibliche, sexuelle Frau, die nicht nur Kontrolle über ihre Sexualität hat, sondern auch stolz darauf ist. Im Lied „Like A Virgin“ singt sie:


„You’re so fine

And you’re mine

Make me strong

Yeah you make me bold

Oh your love thawed out

Yeah your love thawed out

What was scared and cold

Like a virgin

Touched for the very first time“

 

All dies singt Madonna, während sie im Musikvideo ein Hochzeitskleid trägt. Sie spielt mit der Idee von einer ‚reinen‘ unberührten Braut und bricht dieses Ideal, indem sie eine sexuell unabhängige Frau porträtiert. Sie singt darüber, wie Sex sie wagemutig und stark macht. Dies steht im Gegensatz zu dem Glauben, dass Sex die Frau zum Besitztum von einem Mann macht.

Mit ihren konstanten Image-Veränderungen von einem Drag King zu einem Tomboy und wiederum zu einer sexuell emanzipierten Frau verkörpert Madonna Judith Butlers Idee, verschiedene Identitäten konstruieren zu können, die sich von dem traditionell binären Konstrukt von Mann und Frau unterscheiden. Indem Madonna als heterosexuelle Frau andere nicht traditionelle Identitäten annimmt, zeigt sie sogar, dass man nicht eingeschränkt ist, nur eine Identität anzunehmen, sondern dass man mehrere konträre Identitäten, wie eine lesbische Heterosexuelle oder ein weiblicher schwuler Mann, annehmen kann.

Aber lasst uns nicht nur die Madonna der Vergangenheit (1980er Jahre) betrachten und werfen wir einen Blick auf die Madonna von heute. Dazu ihr Musikvideo „Give Me All Your Luvin’“:

 

[youtube width=“425″ height=“355″]http://www.youtube.com/watch?v=cItHOl5LRWg[/youtube]


Cheerleader und American Football scheinen das Leitmotiv in diesem Video zu sein. Das Video beginnt mit Nicki Minaj und M.I.A., zwei weiteren Sängerinnen, die in Cheerleader-Uniformen bekleidet auf den Schultern von maskierten Cheerleadern sitzen, mit Pompons tanzen und Madonna anfeuern. Madonna tritt mit einem Kinderwagen aus einer Haustüre. Es fängt an zu regnen und American-Football-Spieler kommen ihr zur Hilfe, schützen sie mit Regenschirmen und legen ihre Jacken vor Madonna auf den Boden, so dass sie nicht in die Pfützen treten muss. Die Spieler teilen ein Taxi in der Mitte, um Madonna durchzulassen und tragen sie auf Händen. In einer weiteren Szene wird versucht, Madonna zu erschiessen, aber die Spieler werfen sich zwischen Madonna und den Kugeln und retten so ihr Leben. Was für Genderrollen werden hier dargestellt?

Die American-Football-Spieler vermitteln ein stereotypes Bild vom heldenhaft, muskulösen, starken Mann, der der hilflosen Frau zur Hilfe kommt. Die Frau, Madonna, stellt eine klischeehaft stereotype moderne Frau dar, die alle um ihre Finger wickelt, weiss, was sie will und sich das nimmt, was sie braucht. Sie befiehlt oder verlangt es sogar, wie vom Songtext zu entnehmen ist, dass ihr die anderen das geben, was sie möchte: „Give me all your love“. Sie bekommt also von anderen, was sie will, ohne wirklich viel dafür zu tun. Vom Aussehen her zeigt sich Madonna nicht mehr in verschiedenen Identitäten, sondern in der Identität eines sehr weiblichen ‚Girls‘, die ihre Haare um ihr Finger wickelt und mit einem ’skip to her step‘ wie ein kleines Mädchen oder Teenager läuft. Hier ist eine Frau im mittleren Alter, die sich jedoch wie ein Teenie verhält und kleidet. Madonna versucht anscheinend mit anderen Sängerinnen, die halb so alt sind wie sie zu konkurrieren. Um dies zu erreichen, tut sie alles dafür, um jugendlich auszusehen. Sie verfällt, meiner Meinung nach, dem Ideal, wie eine Frau auszusehen zu hat: jung, weiblich, sexy und dünn.

 

Um auf die Frage, ob Madonna die Erwartungen einer feministischen Ikone, die das aktuelle Frauenbild kritisch in Frage stellt, gerecht wird, zurück zu kommen: Die Madonna, die in diesem Musikvideo leicht bekleidet umher läuft und sich auf Händen tragen lässt, erfüllt auf jeden Fall nicht die Erwartungen einer feministischen Ikone – aber heisst das dass sie keine ist?

Bis zum nächsten Mal, eure

Ruby Red