Partisanen sind Krieger, die nicht zu den regulären Streitkräften gehören und meist im Schutze der Zivilbevölkerung operieren. In Kriegen (hier zur Zeit des Zweiten Weltkriegs), in denen Partisanen zum Einsatz kamen, waren es jedoch nicht nur Männer, die sich deren Operationen anschlossen, sondern auch Kinder und Frauen, die sich aktiv daran beteiligten.  Wie die Frau als „potentielle Mörderin“ schließlich in der Öffentlichkeit Jugoslawiens dargestellt wurde, werde ich im Folgenden anhand des Films Slavica von Vjekoslav Afrić erläutern.

Obwohl Partisanenfilme, die zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges und in den darauf folgenden Nachkriegsjahren entstanden, nicht unbedingt als typisch populäre Unterhaltung betrachtet werden können, bildeten sie dennoch ein beliebtes Genre, das von jung und alt zur Verarbeitung der Vergangenheit und zur Aufklärung der „wahren Geschichte“ in öffentlichen Aufführen gezeigt und gerne gesehen wurde. Dass Frauen tatsächlich an Aktionen der Partisanen beteiligt waren, zeigen mehrere Beispiele, wie auch jenes der jungen sowjetischen Soja Anatoljewna Kosmodemjanskaja, die im Zweiten Weltkrieg bei einigen Operationen der Partisanen eingesetzt und 1941 von den deutschen Besatzern gefangen genommen und zum Tode verurteilt wurde. Noch heute zählt sie zu den sowjetischen KriegsheldInnen und wird als Ikone des sowjetischen Widerstandes gegen die Deutschen gesehen.

In Vjekoslav Afrićs jugoslawischen Partisanenfilm Slavica, der 1947 entstand und hier etwas genauer beleuchtet werden soll, wird die gleichnamige Hauptfigur thematisiert, die mit Marin und einer Gruppe von der Fischerei-Kooperative ein gerade gebautes Fischerboot vor den italienischen Besatzern versteckt. Sie werden daraufhin entdeckt und gefangen genommen und anschließend von den Partisanen befreit. In der Folge beteiligen sie sich an einer Reihe von deren Aktionen und ziehen bewaffnet in den Krieg. Zum Schluss des Filmes stirbt die Titelheldin Slavicia in einer Seeschlacht auf einer der ersten jugoslawischen Kriegsflotten, die zudem ihren Namen trägt.

Obwohl Slavicia mit einer Waffe ausgestattet in den Krieg zieht, kommt diese interessanterweise in keiner Szene des Films zum Einsatz. Laut der Wissenschaftlerin Natascha Vottorelli vom österreichischen Institut für Zeitgeschichte, ist diese Art der Darstellung eine Erklärung dafür, dass Frauen mit Waffe – als potenzielle Mörderinnen – selbst in einem sozialistischen, auf Prinzipien der Gleichheit setzenden Staat wie Jugoslawien nur sehr schwer vorzustellen und darzustellen war. Das Tragen von Waffen alleine, folgert sie, war das „Maximum des Zeigbaren“. Andererseits wurde sich jedoch gerne eine vermeintliche Gleichberechtigung auf die Fahnen geheftet, die nicht zuletzt durch die historische Existenz von Partisaninnen symbolisiert wurde. Auffallend ist zudem, dass Slavica die einzige Frau zu sein scheint, die sich aktiv an den Aktionen der Partisanen beteiligt und zudem bewaffnet ist. In einigen Szenen schlüpft sie außerdem in die Rolle der Krankenschwester, die zum Beispiel ihren verletzten Mann medizinisch versorgt. Interessant ist zudem auch die Darstellung des Todes Slavicas, die, während die anderen Partisanen auf Deck des Schiffes gegen die Besatzer kämpfen, unter Deck versucht die Löcher zu stopfen, die vom Feind in das Boot geschossen wurden. Diese Szene kann vielleicht sogar als Metapher verstanden werden, denn mich persönlich erinnerte sie an das Stopfen von Löchern in Socken, was damals wohl eher mit „Weiblichkeit“ als mit „Männlichkeit“ in Verbindung gebracht wurde.

Es scheint also, als ließe der Regisseur sich alle Optionen offen. Zwar stellt dieser Slavica als Partisanin dar (was der Realität entspricht), jedoch wird auf die Darstellung der Titelfigur im aktiven und direkten Kampf gegen den Feind verzichtet. Auch werden immer wieder Rollenbilder reproduziert (man denke an das Krankenschwester-Sein und an das Stopfen der Löcher) die die Titelheldin zwischen eher weiblich konnotierten und männlich konotierten Aufgaben, wie zum Beispiel das Tragen einer Waffe, wechseln lassen.

 

Quellen:

http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/frauen-mit-waffe/543/neste/5.html (Zugriff 19.05.2012)

 

by: Franzine