Meine kleine Schwester schaut sich auf Super RTL immer die Serie ‚Angelo‘ an. Da ich noch zu Hause wohne, komme ich nicht umhin, die Serie von Zeit zu Zeit auch zu sehen. Gleich in der ersten Folge, die ich gesehen habe, sind mir viele problematische Gender-Aspekte in dieser Serie aufgefallen.

Angelo ist ein 10-12 Jahre alter Junge, der mit seinen beiden besten FreundInnen Lola und Sherwood allerlei Dinge erlebt. Meistens stehen sie vor einer großen Herausforderung, die es zu meistern gilt und sie überlegen sich zusammen einen Plan, wie sie zu ihrem Ziel gelangen könnten – und meistens geht dabei irgendetwas schief.

In der ersten Folge ging es nun darum, dass Angelos Schwester Elena einen Freund hat und seitdem emotional und psychisch sehr ausgeglichen ist und nicht mehr so gemein zu Angelo ist. Sie schwebt auf Wolke sieben und alle profitieren davon, dass sie nicht mehr so zickig ist. Angelo möchte in dieser Folge verhindern, dass sich der Freund von ihr trennt, weil sie ansonsten wieder gemein zu ihm wäre. Meiner Meinung nach wird hier das Klischée transportiert, dass eine Frau immer vom Mann emotional anhängig ist und im Grunde nicht allein  existieren kann. Außerdem wird das Vorurteil bedient, dass alle Frauen Zicken seien und aufmüpfig werden, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht.

In dieser Folge sieht Angelo den Freund seiner Schwester, Hunter, wie er einer anderen Frau eine Kette gibt. Angelo denkt daraufhin, dass Hunter seine Schwester betrügt und mit einer anderen anbandelt. Als Angelo hört, dass sich Hunter mit seiner Schwester Elena im Einkaufszentrum treffen will, denkt er, dass sich Hunter von ihr trennen will. Er möchte nun mit Hilfe seiner FreundInnen verhindern, dass sie ins Einkaufszentrum geht. Ihm geht es dabei aber nicht darum, seine Schwester vor Hunter zu schützen; es ist ihm egal, dass sie einen Freund hat, der sie möglicherweise betrügt. Meiner Ansicht nach wird hier das Klischee bedient, dass Männer notorische Fremdgeher sind und ihre Frauen immer betrügen und niemals monogam leben. Wir Frauen sollten uns damit abfinden und dennoch mit diesen Männern zusammenbleiben, weil es nun mal so ist und wir trotz allem emotional gefestigt werden von ihnen. Angelo verleumdet seine Schwester vor der Mutter nun dahingehend, dass er das Katzenklo wieder dreckig macht, welches seine Schwester schon geputzt hat, damit es so aussieht, als habe sie ihre häuslichen Pflichten vernachlässigt. Er erhofft sich, dass die Mutter seiner Schwester Hausarrest gibt und sie somit nicht weg und ins Einkaufszentrum darf, wo sich Hunter von ihr trennen will.
Als Elena von der Mutter auf ihre nicht erledigte Aufgabe angesprochen wird, sagt Elena, dass sie vor lauter Gedanken an ihren Freund total vergessen hat, ihre Pflichten zu erledigen. Die Mutter reagiert darauf nicht so, wie von Angelo erwartet. Elena bekommt keinen Hausarrest und darf weg, denn die Mutter findet die junge Liebe ihre Tochter unglaublich süß, freut sich für sie und erledigt obendrein auch noch die Reinigung des Katzenklos für ihre Tochter. Hier wird das Vorurteil eingebaut, dass Frauen meistens für Gefühle und Gefühlsangelegenheiten zu haben sind. Frauen bekommen den emotionalen Part und Männer denrationalen zugeschrieben. Ebenso kümmern sich die meisten Frauen um die emotionale Erziehung ihrer Kinder.

Im Einkaufszentrum versucht Angelo weiterhin, die Begegnung zwischen Hunter und Elena zu verhindern. Er verschafft sich Zutritt zu dem Raum, in dem die Durchsagen gemacht werden und erfindet „Geschlechterspezifische Angebote“: So sind Schuhe und Kleider in der Frauenabteilung im Angebot und Sportartikel und -geräte in der Männerabteilung. Laut Meinung der AutorInnen dieser Serie kann man scheinbar Frauen am besten mit Shopping von Kleidung locken und Männer mit Sport, damit sie alles um sich herum vergessen. Dass es Frauen gibt, die gerne Sport machen und auch Männer, die sich gerne neu einkleiden, wird hier außen vor gelassen.

Problematisch an der Narration erscheint mir vor allem, dass die Zielgruppe dieser Serie ungefähr bei 5-10 Jahren liegt – ein Alter, in dem Kinder noch äußerst beeinflussbar sind. Diese Genderstereotype werden ganz subtil in die Serie eingebaut , aufgegriffen und überspitzt dargestellt und die Kinder saugen sie auf wie ein Schwamm. Es besteht die Gefahr, dass diese Vorstellung der Rollenverteilung und des Rollenverständnisses der einzelnen Personen in ihren Köpfen vorgefertigt wird, sich festsetzt und früher oder später auch reproduziert wird. Kinder haben noch nicht die Fähigkeit zur Reflektion und schauen sich eine solche Serie nicht kritisch an. Oftmals können sich zudem nicht einmal zwischen Serien und Realität unterscheiden und somit besteht die Möglichkeit, dass sie solche Stereotype nie wieder aus ihren Köpfen herausbekommen. Ich persönlich betrachte diese Serie mehr als kritisch, denn obwohl in der Dreiergruppe ein Mädchen mit von der Partie ist, so sind es doch meistens die Jungs, die Kraftakte und Muskelarbeit vollziehen oder mathematische Rechnungen und Wahrscheinlichkeiten ausrechnen, während das Mädchen die Personen durch mehr oder minder peinliche Aktionen ablenkt.

von: angelina alabama