Team Populäre Unterhaltung: How I met your mother
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Geschlechterstereotypen in „How I met your mother“
„How I met your mother“ („Wie ich eure Mutter kennen lernte“) ist eine US-amerikanische TV-Serie, die seit 2005 für
den Fernsehsender CBS produziert wird. Seit 2008 wird sie auch im deutschsprachigen Raum ausgestrahlt. Ted ist gleichzeitig
Hauptcharakter und Erzähler der Geschichte, er erzählt im Jahr 2030 seinen Kindern detailgetreu, wie sich die Suche nach der perfekten Ehefrau abspielte und welche Rolle dabei seine Freunde spielten.
Im Anschluss möchte ich gerne versuchen, die Geschlechterstereotypen etwas zu durchleuchten und auf die einzelnen Charaktere genauer eingehen, um zu zeigen, dass in dieser Serie gesellschaftliche Geschlechterrollen aufgebrochen
werden.
Die Geschichte beginnt im Jahr 2005 in New York, Ted hat sein Architekturstudium abgeschlossen und genaue Vorstellungen
von seiner Traumfrau und ihrem gemeinsamen zukünftigen Leben. Er spielt den Part des Intellektuellen und Romantikers in dieser Runde und es wird immer wieder klar, dass er in Robin verliebt ist.
Er wohnt zusammen mit Marshall, seinem gewissenhaften, besten Freund, der Rechtswissenschaften studierte und sich für den Umweltschutz stark machen möchte. Schwule lieben ihn, aber Marshall ist liiert mit Lily, der kaufsüchtigen, redseligen und an Kunst interessierten Kindergärtnerin. Zusammen führen sie eine typische heterosexuelle Beziehung mit den dazugehörenden
Problemen wie, wer das Geschirr spülen soll, oder ob vom Vater Sextipps zu erhalten in Ordnung sei u.s.w.
Zum Freundeskreis gehören auch Robin und Barney. Robin ist eine kanadische Nachrichtensprecherin, die Kinder und Romantik nicht leiden kann. Sie interessiert sich eher für Hockey, Waffen und Schlägereien, ihr Charakter ist sehr ‚männlich’ geprägt und wirkt sehr emanzipiert. Robin kommt in den FreundInnenkreis, weil sie von Ted und Barney in der Bar angesprochen wurde. Zuerst kommt sie mit Ted zusammen, später ist sie für kurze Zeit mit Barney liiert. Barney wird als
anzugtragender, erfolgreicher und narzistischer Frauenheld dargestellt, jedoch fällt es ihm schwer, Beziehungen zu führen. Auch er trauert insgeheim Robin noch nach. Barney wuchs ohne Vater auf und hat einen dunkelhäutigen,
homosexuellen Halbbruder, der heiratet und ein Kind adortiert. Zu Beginn kann Barney die Homosexualität seines Bruders nicht annehmen, er fühlt sich von seinem Bruder hintergangen, da sie früher zusammen ‚Frauen aufreissen’ gingen.
Als sein Bruder ihm sagt, dass er Onkel wird, kann er sich mit dem Gedanken anfreunden, dass sein Bruder eine homosexuelle Ehe eingeht.
Vom Aussehen her sind die Aktuere sehr traditionell geschlechtsspezifisch dargestellt, also die Frauen sehr weiblich gekleidet, schlank und immer super gestylt. Die Männer sind kurzhaarig, haben einen sportlichen Körperbau und kleiden sich in
Anzug oder Jeans, Hemd oder T-shirt.
Ted ist der gebildete und besserwisserische, unglücklich Verliebte mit hohen Anforderungen an eine Frau. Eigentlich wäre er ein guter Fang, aber er vermiest es sich immer wieder, weil er merkt, dass er doch noch in Robin verliebt ist. Ted
stellt für mich den durchschittlichen, wenn auch etwas neurotischen, weissen bürgerlichen und klar heterosexuellen Mann in New York dar.
In Lily sehe ich den Gegenpart zu Ted, also die durchschnittliche, weisse bürgerliche und klar heterosexuelle Frau in New York mit den typischen Konnotationen. Lily stellt die perfekte Frau und Mutter dar, Robin hingegen ist eher beziehungsscheu, mag keine Kinder und hat ‚männliche’ Hobbies und Ansichten.
Marshall hat etwas Feminines, er ist ein Beziehungsmensch, aber in der Beziehung zu Lily wirkt er eher wie ein kleiner Junge als wie der stereotype starke Mann.
Barney war früher unbeliebt und unsicher, in der Geschichte spielt er aber den erfolgreichen, Whiskey trinkenden ‚Frauenabschlepper’. Er baut sich seine eigene Welt und Realität auf, er führt einen Blog, stellt Verhaltensregeln auf und macht um seinen Job ein Geheimnis. Seine sensible Seite zeigt er praktisch nie, er stellt den Macho dar. Ich bin mir aber immer
wieder unsicher, ob Barney nicht schwul ist und er es mit seinem Gehabe zu verstecken versucht…
Was mich zu einem weiteren spannenden Punkt bringt, den ich aber nur kurz erwähnen möchte ohne eine Antwort zu geben. Bei Ted ist klar, dass er zum Schluss seine Frau findet und eine Familie gründet, somit kommt die Frage gar nicht auf. Doch bei Barney und Marshall werden in der Folge immer wieder Andeutungen und dumme Sprüche gemacht über die Homosexualität. Beiden ist es höchst unangenehm und sie streiten jegliche Annahmen ab, als hätten sie Angst davor, als schwul abgestempelt zu werden. Bei den weiblichen Darstellerinnen kommen solche Szenen aber nie vor. Woher kommt das?
Auch in dieser Serie wird die Genderthematik als Werkzeug für Lacher verwendet. Gender geht alle etwas an, man kann so vielleicht über eigene Rollen lachen, aber es könnten auch alle etwas dazulernen. Denn wenn man über unsinnige
Geschlechterkonventionen lachen kann, ist das doch schon ein grosser Schritt für eine Erweiterung des eigenen Geschlechterverständnisses.
Ich finde hier spannend, dass die Charaktere zwar stereotypisiert scheinen, aber doch immer wieder aufgebrochen oder gar verändert werden. Die Stereotypen sind also nicht unveränderlich oder festgeschrieben. Das ist möglicherweise auch der Grund, dass jede weitere Folge mitverfolgt wird von den ZuschauerInen. Heute schaut die ganze Welt zu, wie sich Ted Mosby seine Traumfrau angeln will. Wäre immer im Vornherein klar, wie sich die Charakter verhalten, wäre es wahrscheinlich bald langweilig. Vermutlich kann sich jeder Zuschauer mit einem-er Darsteller-In identifizieren und so mitfiebern, dass der arme Ted endlich seine Traumfrau findet.
Die rote Zora