Team Populäre Unterhaltung: Tomboy, ein Film von Céline Sciamma
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Gegenrezension zur Rezension von „Tomboy“ in Screen Daily
Geschlechtsidentität ist ein heikles Thema. Den normativen Zwang spürt man auch in der Rezension von „Screen Daily“.
Das ältere Kind einer zugezogenen Familie wird sofort mit seinem sein Geschlecht entlarvenden Namen genannt: Laure. Im Film erfahren wir ihn im Gegenteil viel später und es ist eine nette Überraschung, die uns mit einer gewissen Freude reflektieren lässt. Es ist kein Skandal, es ist im Gegenteil frische Luft, ein Hauch neuer Menschlichkeit, man fragt sich: kann man endlich richtig entspannen?
Für die Verfasser der Rezension gibt es ein ‚Aber‘. „Aber Laure ist ein Tomboy: genetisch ein Mädchen, aber sonst ein Junge. Sie fühlt sich wie einer und benimmt sich wie einer.“
Ein Junge? Laure ist nett, wortkarg, sehr lieb der jüngeren Schwester gegenüber, kontaktfreudig, gerecht, mutig. Muss das typisch männlich sein?
In der Familie ist das jüngere Kind ein ‚echtes‘ Mädchen: lange Haare, sanfte Gesten, es läuft im Primaballerina-Outfit in der Wohnung herum.
Laure, die neu in dem Viertel ist, stellt sich den anderen Nachbarskindern als ‚Mikael‘ vor und tastet sich während der Sommerferien „raufend und Fussball spielend in ihre neue befreiende Identität vor“.
Laure spielt sehr gut Fussball, verteidigt ihre Schwester und zeigt den anderen Jungen ihren Willen und ihre Muskelkraft. Ist sie deshalb ein Junge?
Die/er RezensentIn beeilt sich uns mitzuteilen, dass alles bald auf den richtigen Kurs kommt, weil die Ferien bald zu Ende sind und Laure/Mikael, die auf den SchülerInnenlisten nicht zu finden ist, wird entlarvt. Man atmet auf!
Die Regisseurin Céline Sciamma behandelt diese Genderfrage weder „wunderbar unaufgeregt“- warum sollte sie sich aufregen? noch „mit viel Humor“, sondern mit Liebe, Zuwendung und Mitgefühl.
Ich glaube, dass Laure ein Mensch ist, der gut Fussball spielt und sich verteidigen will und kann: ein ganz normaler Mensch.
Egle R