Seit mehr als 70 Jahren wird die Welt immer wieder von starken Männern mit Superkräften gerettet. Wurden diese zu Beginn noch belächelt oder als Propaganda im Zweiten Weltkrieg (Captain America) genutzt, so  sind sie heutzutage im Mainstream und in der Popkultur angekommen. Zwei große amerikanische Verlage beherrschen den Markt. Das ist zum einen „DC“ und zum anderen „Marvel“. Wenn wir an Superhelden aus Comics denken, fallen uns vor allem Batman, Spiderman und Superman ein. Alles Helden mit einem „–man“ im Namen. Sie strotzen nur so vor Muskelkraft und verkörpern eine bestimmte Form von Männlichkeit.

Neben diesen drei höchst populären Comichelden existieren auch Hunderte andere Personen, die durch irgendwelche Zwischenfälle oder andere Ereignissen in ihrem Leben Superkräfte und bestimmte Eigenschaften bekommen haben. Neben den bekannten Männern dieses Genres gibt es auch weibliche Superheldinnen, denen auch regelmäßig die Aufgabe zu Teil wird, die Welt zu retten. Mittlerweile gibt es zu den wichtigsten männlichen Helden auch ein weibliches Pendant. Egal ob Batgirl, Spiderwomen, Supergirl oder She-Hulk. Aber auch eigenständige Heldinnen, die keinen Bezug zu den Namen der Männer haben, haben es auf die große Bühne geschafft.

Bei beiden Geschlechtern fällt in der Regel  ein bestimmtes Schönheitsideal auf. Sie sind durchtrainiert und gutaussehend. Im Normalfall sind sie sowohl in ihrem Berufs- sowie in ihrem Superheldenleben erfolgreich. Ein Unterschied besteht in der Darstellung von Heldinnen und Helden. Bei beiden Geschlechtern wird der Körper zu Schau gestellt, jedoch auf verschiedene Weise. Wenn verschiede Comic-Cover betrachtet werden, auf denen sich Männer oder auf denen sich Frauen befinden, steht bei den männlichen Vertretern deren Stärke im Vordergrund. Sie posieren mit ihren Muskeln oder kämpfen aktiv gegen ihre Antagonisten.

Die Heldinnen werden oft lasziv in Szene gesetzt. Ihre Muskelkraft steht nicht im Vordergrund, vielmehr ihr überdimensionaler Brustumfang, bei dem sich die Frage stellt, wie sie damit überhaupt fliegen, kämpfen oder sonst irgendeine Superheldinnenaktion machen können.  Es sind vor allem die Schönheitsideale und Fantasien von Männern, die diese Heldinnen und Helden geschaffen und geprägt haben. Der männliche Blick sorgt dafür, dass die Superheldinnen zum Objekt gemacht werden und nur der Befriedigung der vor allem männlichen Leserschaft dienen. Auch wenn vielleicht zu Beginn weibliche Charaktere geschaffen worden sind, um das von Männern dominierte Gebiet der Weltrettung aufzulockern, so ist ihre Anwesenheit auch nur für Männer gemacht worden.

2012 realisierte Marvel  das Großprojekt „The Avengers“ für das Kino. Unter den sechs Personen mit Superkräften in dieser Comicverfilmung befindet sich lediglich eine Frau. Diese hat allerdings keine Superkräfte, sondern ist nur eine Agentin. Meiner Ansicht nach zeigt diese Verteilung von Geschlecht auch die Prioritäten, die von den Verantwortlichen, aber auch von der LeserInnenschaft gemacht werden. Weibliche Heldinnen scheinen nicht den gleichen Stellenwert wie ihr männlichen Kollegen zu haben.

Regelmässig kommt es zu einem Treffen von SuperheldInnen, bei dem sie sich einem schier unbesiegbaren Bösem gegenübergestellt sehen. Hierfür müssen sie ihre Kräfte bündeln, um den übermächtigen Gegner besiegen zu können. Der finaleSchlag, der dafür sorgt, dass die Welt gerettet wird, wird  von einem männlichen Superhelden durchgeführt. Auch hier spielen die weiblichen Charaktere nur eine Nebenrolle. Ihr Abenteuer spielt sich im Hintergrund ab. Das Hauptaugenmerk wird auf die bekannten Superhelden gelegt und diese sind wie bereits erwähnt männlich.

Gerade diese Zusammentreffen der Superwesen könnten genutzt werden, um unbekanntere Heldinnen in den Vordergrund zu stellen und sie aus ihrem Nischendarsein herausholen. So könnte ihr Potential genutzt werden. Die Verlage bräuchten nur ein wenig mehr Mut, um so etwas umzusetzen.

max