Team Populäre Unterhaltung: Traditionsreiche Computerspiele und die Rolle von Frauen
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In Videospielen scheinen die SpielerInnen schier alles erreichen zu können. Beispielweise steuern sie in einer der beliebtesten Spielreihen immer wieder aufs Neue den jungen Heroen Link. Mal als Kind, mal als Teenager. Er durchquert die dunkelsten Höhlen und besiegt die grausamsten Kreaturen. Natürlich ist nicht Prestige bei der Bevölkerung Hyrules, der Spielwelt, sein Ziel. Nein, in den 25 Jahren, die ‚The Legend of Zelda‘ nun besteht, schlittert der kleine Abenteurer immer per Zufall aus seinem bis dahin ruhigen und harmlosen Leben. Ganz zufällig auch nicht: Er ist der Auserwählte, der die Welt vor dem Dämonenfürsten Ganon retten kann. Link ist derjenige, der von Menschen, die nicht mit der Thematik vertraut sind, als die der Spielreihe namensgebenden Zelda bezeichnet wird. Aber wer ist dann eigentlich diese Zelda? Bei ihr handelt es sich meistens um eine junge Prinzessin des Königreiches Hyrule. Allerdings begleitet sie den Helden immer nur kurz. Sie wird meistens entführt und muss erst von Link wieder gerettet werden, bevor sie zusammen das personifizierte Böse, dem Dämonenfürsten Ganon, besiegen können. Ihre Rolle ist nur die einer Nebenrolle, wenn auch einer tragenden. Dem gleichen Prinzip folgt die wohl bekannteste Reihe: Super Mario. Nur dass die Frau hier gar keine Rolle in der Bekämpfung des Bösen spielt. In den meisten Spielen herrscht dieses Rollenverhältnis. Frauen sind nur Nebencharaktere, die dem Helden ein wenig helfen oder die dieser retten muss.
In den beiden klassischen Nintendo-Reihen, Zelda und Mario, kommen auch kaum weibliche Nebencharaktere vor und wenn, dann handelt es sich dabei um Verkäuferinnen oder nervige Kinder. Ich möchte dies an einem kleinen Beispiel aus ‚The Legend of Zelda: Ocarina of Time‘ erläutern. In diesem Spiel gibt es verschiedene Völker. Unter anderem das der Zoras, einem Volk von Fischmenschen, die am Wasser leben. Im gesamten Spiel gibt es lediglich eine weibliche Zora. Bei ihr handelt es sich um die Tochter des Königs. Bis auf diesen sind alle aus diesem Volk gut durchtrainiert. Seine Tochter muss von dem Helden insgesamt zwei Mal aus gefährlichen Höhlen gerettet werden. Ihre Charaktereigenschaften sind auch simpel gestrickt. Die Prinzessin verhält sich dem Helden gegenüber arrogant und unfreundlich. Sie wird als schwach dargestellt und ist absolut passiv, versucht sich aber als stark hinzustellen. Ohne fremde Hilfe kommt sie aber nicht weit. Bei der ersten Rettungsaktion muss dieser sie sogar durch das Höhlensystem tragen, wodurch er sich ihrer Ansicht nach geehrt fühlen muss. Nach der Rettung verliebt sie sich in Link und hält sich für seine Verlobte. Es fällt beim Spielen auf, dass sich die wichtigsten weiblichen Nebencharaktere alle zum Helden hingezogen fühlen.
Ähnlich wie bei Mainstream-Comics gibt es mittlerweile auch in den Videospielen Gegenstücke zu den männlichen Protagonisten. Die finden sich allerdings meist nur in sogenannten Mash-up Spielen wie ‚Mario Kart‘, ‚Mario Party‘ und ‚Super Smash Brothers‘. Dort geht es aber nicht um die Errettung der Spielwelt, sondern lediglich um Minispiele.
Natürlich gibt es auch weibliche Computerspielcharaktere. Diese verschenken ihr Potential aber oftmals in männlichen Fantasien, wie beispielsweise Lara Croft in ‚Tomb Raider‘. Diese Protagonistinnen dienen für Spielerinnen allerdings kaum als Identifikationsfiguren, sondern sind Objekt eines männlichen Blickes. Videospiele sind aber nicht mehr nur noch eine rein männliche Angelegenheit. Es gibt viele Spielerinnen. Daher müssen gerade alte Spielereihen mit neuen Ideen auftrumpfen und sich von dem Ballast alter Konzepte und Rollenverteilungen lösen. Nur so können diese auch weiterhin für eine große Masse interessant bleiben. Beispielsweise könnten in den genannten Serien die weiblichen Charaktere aktiv in das Spielgeschehen eingreifen und nicht nur die schwache und passive Frau sein, die gerettet werden muss. Die Studios und Publisher müssen versuchen, von den stereotypen Geschlechterbildern weg zu kommen und auch etwas mehr Mut zur Erneuerung zeigen.
Alternativen sind oftmals in Rollenspielen wie der ‚The Elders Scrolls‘-Reihe zu finden. Das Geschlecht des zu spielenden Avatars ist hier nicht maßgebend für die Handlung. Der Spieler hat zu Beginn die Möglichkeit, seinen Charakter individuell selbst zu gestalten. Neben Körpergröße, Haarfarbe und Charaktereigenschaften ist auch das Geschlecht zu finden. Solche Spiele bieten die Chance, auch Spielerinnen einen Identifikationspunkt in der Spielwelt zu geben. Auch gibt es in diesen Spielen viel mehr weibliche Nebencharaktere und StatistInnen, die nicht nur die Rolle eines typischen „Weibchens“ haben, sondern auch in der Armee kämpfen oder genau wie der Protagonist Abenteuer bestreiten. So werden stereotype Ansichten nicht mehr bedient und es kann auf dieser Ebene zu einer gewissen Gleichberechtigung der Geschlechter kommen.
max