Die Globalisierung – Segen oder Fluch? Auf jeden Fall ist sie eine unausweichliche Tatsache, mit deren Konsequenzen sich alle Menschen auseinander setzen müssen. Und das tun sie auch, in vielerlei Hinsicht: sie emigrieren und immigrieren, sie reisen, studieren und pendeln, auf der ganzen Welt. Manches dient der Horizonterweiterung, doch für viele ist das Ziel meist das ursprünglichste überhaupt: die Verbesserung der Lebenssituation, für sich selbst und die Familie.

Im Ausland suchen die Menschen Arbeit, Karrierechancen, ein besseres politisches und soziales System oder auch nur ein angenehmeres Klima, und oft finden sie dabei auch noch etwas anderes: die große Liebe zum Beispiel. Dass binationale Partnerschaften mehr und mehr zunehmen ist da nur die logische Schlussfolgerung. Wenn die Welt sich öffnet, erweitert sich gleichzeitig der Pool der potenziellen PartnerInnen. Das vergrößert theoretisch die Chance, die perfekte Partnerin/den perfekten Partner kennen zu lernen, unabhängig von der Nationalität. Manche gehen sogar so weit und suchen konkret im Ausland.

Ob diese Partnerschaften letztendlich besser oder schlechter funktionieren sei mal dahin gestellt. Aber sie sind ein Phänomen, das sicherlich in Zukunft immer relevanter werden wird. Laut dem Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V. war bereits im Jahr 2010 jede 8. Eheschließung in Deutschland eine binationale, Tendenz steigend. In der Schweiz ist sogar fast jede zweite Ehe international. Und das sagt noch recht wenig aus über all die Paare, die nicht miteinander verheiratet sind.

Ein Trend? Eher nicht. Binationale Partnerschaften gibt es schon sehr lange und ich sehe auch nicht, dass sie in der Zukunft „aus der Mode kommen“. Doch Zahlen hin oder her: was genau bedeutet dies eigentlich für die Paare selbst? Damit will ich mich in diesem Monat etwas genauer beschäftigen.

Nur zur Information: Ich bin selbst in einer binationalen Beziehung und viele meiner Freunde und Freundinnen sind es ebenfalls. Deshalb sind wir noch lange nicht repräsentativ für die Fülle an internationalen Partnerschaften, doch es gibt genug Themen und Probleme, mit denen wir alle früher oder später konfrontiert werden oder uns sogar tagtäglich auseinandersetzen müssen. Leider haben nur die wenigsten davon etwas mit Liebe zu tun:

  • Wo wollen – und vor allem wo können – wir leben?
  • Wie wollen – und vor allem wie können – wir arbeiten?
  • Wie kommunizieren wir: untereinander, mit unseren Familien, unseren zukünftigen Kindern?
  • Welche Rollenbilder beeinflussen diese Entscheidungen?
  • Welche Lebensentwürfe werden unterstützt, staatlich und gesellschaftlich (Newsflash: die unkonventionellen sind es nicht)?
  • Und welche weiteren Faktoren, z.B. die Gleichgeschlechtlichkeit oder Multiethnizität der Partner, beeinflussen das Ausmaß dieser Probleme?

Ich werde sicher in diesem Monat nicht alle Themenkomplexe im Detail ansprechen können, doch ich werde mir Mühe geben, um die Aufmerksamkeit auf dieses schöne, aber auch politisch und gesellschaftlich schwierige Phänomen zu lenken, und freue mich über euer Feedback!