Ein Beitrag der fuckermothers-Autorin ‚Unter den Haaren‚, Spezialistin für Zuspitzungen, Rollen-Umdrehungen und die schöne Dichtkunst. (Es handelt sich um ein Repost, da sich die Autorin momentan im Familienurlaub befindet.)

Ich habe meinem Mann heute gesagt, dass ich ihn nicht mehr liebe. Da ist einfach nichts mehr. Kein Gefühl übrig. Ich sage, das tut uns jetzt schrecklich weh, aber ich will ehrlich sein. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt jemals so überzeugt von uns war wie du. Du, wir wollen uns deswegen aber nicht streiten.

Er will ne Paartherapie machen, aber ich seh darin keinen Sinn. Sicher hab ich dich gern, hab ich gesagt. Ich hab dich sehr gern. Das war es ja, deswegen hab ich auch gar nicht gemerkt, wie du mich da rein… und dann ging irgendwie alles ganz schnell, dann war ja auch schon das erste Kind da. Was hätte es denn gebracht, wenn ich es gesagt hätte? Ich finde, es wäre dumm, jetzt schmutzige Wäsche zu waschen.

Wenn er was gegen die Trennung wegen der Kinder hat… . Die Kinder kann er haben, das habe ich ihm gleich gesagt. Keine Angst, habe ich gesagt, die Kinder bleiben dir selbstverständlich. Ist ja Ehrensache, dass ich dich da nicht hängen lasse.

Wir fahren natürlich in den gemeinsam geplanten Urlaub, sage ich. Und ich bleib auch hier wohnen, bis ich eine Wohnung habe. Es klappt ja ansonsten gut zwischen uns. Wir waren ja immer ein gutes Team. Natürlich fände ich Abstand schöner. Wenn du und die Kinder allein in den Urlaub fahren würdet, dann hätte ich mal Zeit um eventuell rauszufinden, dass ich dich doch liebe.

Wenn dir das alles zu viel ist und du erst mal bei einem Freund schlafen willst, dann ist das für mich ok. Ich würde natürlich auch bei einer Freundin schlafen, aber das ist zur Zeit halt schwierig. Du kannst ja immernoch, bevor du zur Arbeit gehst, vorbeikommen, damit die Kinder nicht zu unsicher sind und ihnen Brote schmieren und sie auch zur Schule bringen. Den Tisch deck ich auch ab.

Wenn er mal weg ist, dann habe ich mal Luft zum Durchatmen. Jetzt kann alles anders werden. Sonst war jeder Tag von vornherein durchgeplant. Ich hab mich so tot gefühlt. Jetzt fühl ich mich frei. Ich hab zu ihm gesagt, und das meine ich von Herzen, dass ich ihm das auch wünsche. Für ihn kann das ja auch nicht gut gewesen sein. Wir haben uns zum Schluss doch nur noch über die Kinder definiert. Du hast ja bestimmt auch von was anderem geträumt, sage ich. Ich kann mir vorstellen, es ist heftig im Moment und es kommt uns beiden jetzt nicht so vor, aber vielleicht steckt darin ja auch eine Chance für dich. Ich kann das jedenfalls nicht mehr.

Dir hilft das vielleicht auch, mal wieder mehr aus deinem Leben zu machen, dein eigener Kapitän zu sein. Wahrscheinlich hast du vor mir jemanden Neuen. Sicher bist du 47, aber du siehst immer noch bombe aus und die Kinder sind doch auch bald aus dem Haus. Vielleicht hilft es dir, dir klarzumachen, dass du dann ganz viel Zeit für dich hast. Und davon hast du doch immer geträumt.

Ich nehm den Hund. Ich stell mir das so vor, dass ich Mittwochs und jedes zweite Wochenende aufpasse, dann kannst du mal in Ruhe aufräumen, oder mal dein eigenes Geld verdienen. Halt das, wonach dir der Sinn steht.

Er wird schon drüber weg kommen. Es ist ja für mich auch nicht ganz leicht, gestern hab ich zum Beispiel geweint.