Foto: Direktorenhaus Berlin

 

„Die Hälfte des Himmels“ – die versprach Mao Zedong einmal den chinesischen Frauen. De facto erhalten haben sie die bekanntlich nicht. In China herrscht ein bedenklicher Männerüberschuss als Folge auf die 1979 eingeführte Ein-Kind-Politik. Nach chinesischer Tradition können nur männliche Nachkommen die Familienlinie weiterführen und für die Familie sorgen. Weibliche Föten werden massenhaft abgetrieben. Sex, Verhütung und  Homosexualität sind in Chinas öffentlichen Räumen noch immer Tabuthemen.

Ein Stück des freien Künstlerinnen-Himmels zumindest erobert sich die chinesische Künstlerin Lily Yu. Vom 5. August an ist ihre Bilderreihe „Lost“ in der Galerie Johanssen im Direktorenhaus in Berlin zu sehen. Verschleierte Figuren ohne erkennbares Geschlecht wandeln orientierungslos auf den großen Gemälden umher. Sie stellt damit, die für chinesische Verhältnisse doch schwierige Frage nach sexueller Ausrichtung und eigener Identität. Die junge Künstlerin lebt und arbeitet in Beijing. Wirkt die Stimmung der Bilder auch erdrückend und trüb an diesen fröhlichen Sommertagen, sind sie umso ergreifender, bedenkt man die drastische Rolle der Frau in China.

„Lost“ ist ihre erste Ausstellung in Europa und wird bis zum 20. August zu sehen sein.

Wo & Wann
Vom 05. bis zum 20. August in der Galerie Johanssen im Direktorenhaus in Berlin.