Hallo Missys! Am 7. Februar geht’s wieder los mit der Berlinale, vor wenigen Tagen fand die Pressekonferenz statt und ich wollte Euch im Vorfeld schon einmal ein wenig von dem berichten, was Euch erwartet.

 

Die siebenköpfige Jury besteht in diesem Jahr erfreulicherweise aus vier Frauen und drei Männern – also wer ist dabei?

Die dänische Regisseurin Susanne Bier, die mich zuletzt mit der schrägen romantischen Komödie „Love Is All You Need“ überzeugte. Beeinflusst von der Dogma95-Filmbewegung, gewann sie 2010 einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film mit ihrem Drama „In einer besseren Welt“. Zur Zeit arbeitet sie an dem Filmdrama „Serena“ – mit Jennifer Lawrence und Bradley Cooper in den Hauptrollen.

Mit dabei ist auch die aufregende griechische Regisseurin und Produzentin Athina Rachel Tsangari, die es immer wieder – gemeinsam mit ein paar befreundeten Filmemachern – schafft, experimentierfreudige Filme auf die Beine zu stellen. Und das in einem krisengebeutelten Land in dem die Filmwirtschaft zur Zeit am Boden liegt. Ihr zweiter Langfilm „Attenberg“, in dem es um die Spätzünderin Marina geht, die ihr Wissen über Sexualität bislang aus den Tierdokumentationen Sir David Attenboroughs schöpfte, war atemberaubend verspielt und raffiniert zugleich.

Weiteres Jurymitglied ist die Amerikanerin Ellen Kuras, die regelmäßig bei großen Hollywoodproduktionen hinter der Kamera steht. So drehte sie bereits Filme mit Martin Scorsese, Michel Gondry und Spike Lee. Für ihre spektakuläre Kameraarbeit in dem Indie-Film „Swoon“ wurde sie zum ersten Mal auf dem Sundance-Festival für die beste Kamera ausgezeichnet. Zwei weitere Preise folgten, darunter einer für ihre Kameraarbeit in dem Gondry-Film „Vergiß mein nicht“ – mit Jim Carrey in der Hauptrolle. 2008 führte sie dann auch zum ersten Mal Regie bei ihrem Dokumentarfilm „The Betrayal“, der prompt eine Oscarnominierung bekam.

Womöglich weniger bekannt ist die Iranerin Shirin Neshat, die ihre künstlerische Karriere als Fotografin und Videokünstlerin begann. 1999 gewann sie mit einer Kurzfilminstallation den Internationalen Preis der Biennale von Venedig. Zehn Jahre später wurde ihr erster Kinofilm „Women Without Men“ in Venedig mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet. Zur Zeit arbeitet Neshat an einem Portrait über die ägyptische Sängerin Umm Kulthum.

Den Juryvorsitz hat in diesem Jahr der chinesische Filmregisseur Jahr Wong Kar Wai inne, der auch seinen neusten Film, das Martial-Arts Drama „The Grandmaster“ mit im Gepäck hat. Der Film läuft natürlich außer Konkurrenz und wird die diesjährige Berlinale eröffnen. Außerdem mit von der Partie: Der deutsche Regisseur Andreas Dresen („Halbe Treppe“, „Halt auf freier Strecke“) und der Exlebensgefährte von Susan Sarandon, der Schauspieler („Short Cuts“, „The Player“) und Regisseur Tim Robbins („Dead Man Walking“).

19 Wettbewerbsfilme werden in diesem Jahr von der interessanten Jury bewertet, darunter in diesem Jahr drei Filme von Frauen. Im letzten Jahr schaffte es nur die Schweizerin Ursula Meier mit ihrem Drama „Winterdieb“ in den Wettbewerb. (Damals hieß der Film noch „L’enfant d’en haut“.) Sie erhielt eine „Lobende Erwähnung“ für ihren hoch beeindruckenden Film, der ganz ganz unten, am Fuße eines Berges auf dem sich die Reichen tummeln, spielt. Nunja.

Die Polin Malgoska Szumowska, die mich im letzten Jahr in der Panorama-Sektion mit ihrer Attacke auf  die bürgerliche Doppelmoral in dem Film „Elle“ begeisterte, wird in diesem Jahr im Wettbewerb mit ihrem Film „In The Name Of“ vertreten sein. Es geht um einen homosexuellen Priester…

Der zweite Film im Wettbewerb „Elle s’en va“ von der französischen Regisseurin Emmanuelle Bercot handelt von einer Frau, die mal eben Zigaretten holen fährt und nicht mehr in ihr altes Leben zurückkehrt. Die Hauptrolle wird von der Filmikone Catherine Deneuve gespielt, die sich auch auf dem roten Teppich die Ehre geben wird.

Die in Berlin lebende Regisseurin Pia Marais kehrt mit ihrem Wettbewerbsbeitrag „Layla Fourie“ in ihre Heimat Südafrika zurück. In dem Politthriller geht es um eine alleinerziehende Mutter, die sich einen Job in einer Sicherheitsfirma erkämpft, die auf Lügendetektoren spezialisiert ist…

Zudem wird im Wettbewerb die Schauspielerin Juliette Binoche in dem Film  „Camille Claudel 1915“ zu sehen sein. Der Film spielt im Winter 1915, den die außerordentliche Bildhauerin und ehemalige Geliebte Rodins bereits in der Psychiatrie verbringt, in die sie ihre Familie weggesperrt hat. Der Film von Bruno Dumont beruht auf einem Briefwechsel zwischen Camille und ihrem geliebten Bruder Paul Claudel.

Auch im Wettbewerb: Die Wiederverfilmung von Diderots Aufklärungsroman „La Religieuse“. Isabelle Huppert wird als die Nonne den religiösen Fanatismus ihrer Mitschwestern am eigenen Leib erfahren müssen.

Gespannt bin ich auch auf den Wettbewerbsbeitrag von Gus Van Sant „Promised Land“ – Matt Damon wird in dem Film laut Festivalleiter Dieter Kosslick versuchen „den Bauern ihr Land abzuschnacken“, um dort mit der umstrittenen Methode des „Fracking“ nach Erdgas zu bohren…

Auch auf „Dark Blood“, der außer Konkurrenz läuft, freue ich mich besonders. Der vor zwanzig Jahren leider an einer Überdosis Drogen gestorbene, geniale Schauspieler River Phoenix („My Own Private Idaho“) spielt darin einen Einsiedler. Als er in den Armen seines Bruders starb, waren bereits etwas 80 Prozent der Aufnahmen im Kasten…

http://www.youtube.com/watch?v=ierM_wVrrlw

Überraschend war für mich auch, dass nur noch etwa zehn Prozent aller zur Berlinale eingereichten Filme als Kopien angereist sind. Die neue digitale Technik ermöglicht aber auch ohne größeren Kostendruck produzierte  Filme, wie den Wettbewerbsbeitrag „An Episode in the Life of an Iron Picker“. Regisseur Danis Tanovic begleitet mit einer kleinen Filmkamera eine Roma-Familie in Bosnien-Herzegowina, die eine wirkliche Geschichte aus ihrem Leben nachspielt…

Eine komplette Aufzählung der Filme im diesjährigen Wettbewerb findet ihr hier:

https://www.berlinale.de/de/presse/pressemitteilungen/wettbewerb/wettbewerb-presse-uebersicht.html

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Welt möchte ich Euch auch noch den hochspannenden Film „TPB AFK: The Pirate Bay Away from Keyboard“ über Pirate Bay und seine Gründer ans Herz legen. Für den Film müsst ihr Euch noch nicht einmal in der Kinoschlange einreihen, die Doku geht zeitgleich zur Premiere am 8.Februar um 17 Uhr online…

Und zwar hier: http://watch.tpbafk.tv/

So das wär’s erst einmal, achja vielleicht noch interessant für Euch: Der Ehrenbär geht in diesem Jahr verdientermaßen an Claude Lanzmann („Shoah“). Rosa von Praunheim und Isabella Rossellini erhalten eine Goldene Kamera. In diesem Zusammenhang wird Rossellini auch die Fortsetzung ihrer Kurzfilmreihe „Green Pornos“ präsentieren. In „Mammas“ schlüpft sie abermals in haarige Kostüme, um die Mutterinstinkte bei den Tieren zu erforschen.