Im schwedischen Möbelhaus sind die Verhältnisse klar geregelt: Bürostühle männlich, Gardinen weiblich.

Illustration: Holly Wales

Fredrika ist weich, anschmiegsam und immer auch ein wenig flatterhaft. Am liebsten hält sie sich dicht an der Wand. Fredrik dagegen: hart, robust, strapazierfähig und ungeheuer arbeitsam. Kuscheln ist woanders. Fredrik und Fredrika sind Produktnamen im größten Möbelimperium der Welt: Ikea. Fredrika ist ein Gardinenstoff, Fredrik ein Bürostuhl.

Alle Produkte bei Ikea haben Namen. „Stoffe und Gardinen haben weibliche Namen, Stühle und Schreibtische Männernamen“, heißt es ganz unverblümt auf www.ikea.com. Hier Renate, Matilda, Evalotta, Janette, dort Malcolm, Markus, Lasse, Micke. Aber was will uns das sagen? Dass Frauen Meterware sind? Und Männer Solitäre? Dass Männer gern an Schreibtischen sitzen? Und Frauen gerne durch Gardinen lugen? Dass die einzige Frau, die je an einem Schreibtisch Bedeutendes vollbracht hat, Monica Lewinsky war?

Weibliche Gardinen und männliche Bürostühle gibt’s bei Ikea schon seit Jahrzehnten. Genauer gesagt seit den Siebzigerjahren. Als Männer mit Gardinen nur in Berührung kamen, wenn sie sich, „skoll“ lallend, nachts darin festkrallten. Als Frauen Schreibtische nur vom Wegrubbeln der Kaffeeflecken darauf kannten. Und waren damals nicht Schreibtische für Frauen ohnehin noch verboten oder nur mit schriftlicher Genehmigung des Gatten erlaubt?

Aber die Siebzigerjahre sind ein Weilchen her. Und Schweden in Sachen Emanzipation längst ganz weit vorn. Trotzdem rollt keine Feministin vorm Ikea-Hauptquartier ein Transparent aus: „Wir können mehr als verschatten!“ Oder: „Mein Mann ist keine Arbeitsleuchte!“

Dabei wäre so viel möglich. Wäre Ulf, die Blümchengardine, nicht heute ein Zeichen von Progressivität, Offenheit, Toleranz? Und Liselott, der Chefsessel aus schwarz glänzendem Nappaleder, richtiggehend sexy? Könnte man in Sachen Cross-Gender nicht gleich noch weiter vorpreschen: Kristoffer, die emsige Klobürste, Birgitta, der verwegene Barhocker? Aber vermutlich sind das noch Luftschlösser, Träume aus Lederimitat.