Schwarzer Humor gegen den Kapitalismus. Und den Sozialismus – der wird nämlich bereits zu Beginn kremiert. Dies alles in Gedenken an Louise Michel, eine anarchistische Revolutionärin Frankreichs Ende des 19. Jahrhunderts.

„Die schärfste Antwort auf die Finanzkrise“ verspricht das DVD-Cover von Louise Hires a contract killer (Originaltitel: Louise -Michel) von 2008. Unter Regie von Benoît Delépine und Gustave Kervern verwandelt sich Yolande Moreau in die schrullige Fabrikarbeiterin Louise. Durch die plötzliche Schließung ihrer Textilfabrik in der Picardie finden sich Louise und ihre Arbeitskolleginnen ohne Job und mit einer kleinen Abfindung in der Dorfpizzeria ein. Was tun? Geld zusammenlegen und gemeinsam ein größeres Projekt in Angriff nehmen. Doch was soll es sein? Eine Pizzeria eröffnen? Ein Kalender mit Nacktfotos?

Nur Louises Idee stößt auf Anklang: Einen Profikiller engagieren und den Chef umbringen lassen. Und so geht’s los: Louise ruft erst erfolglos einen alten Bekannten aus ihrer Knastzeit an – doch der ist „sauber“, sprich Immobilienmakler. Da trifft Louise auf Michel (Bouli Lanners), den Wohnwagenpark-Wachmann und selbsternannten „Security Chief Manager“. Trotz Hemmungen zu töten nimmt er sich des Auftrags an. Seine Taktik: die krebskranke Cousine zum Morden überreden. Der Plan geht auf, nur getötet wurde der Falsche. Denn den Schließungsbefehl für die Firma gab angeblich der Chef vom Chef. Louise nun mit dabei, reisen sie mit dem nächsten Todkranken nach Brüssel. Wieder der Falsche … Weiter geht’s, dem Chef auf der Spur – bis Louise und Michel schließlich eine prächtige Villa auf Jersey erreichen … War es diesmal der Richtige? Oder trägt die Verantwortung für die Schließung der ChefvomChefvomChefvomChef?

So der Storyverlauf. Doch wie sieht’s mit den Geschlechterrollen aus? Es stellt sich nämlich heraus, dass Louise früher Jean-Pierre Ferrand und Michel Cathy Pinchon hiess. Um einen Job zu bekommen, haben sie ein anderes Geschlecht angenommen. Die skrupellose Louise also eigentlich ein Mann? Und der (erst) tötungsscheue Michel eine Frau? Wieso? Um die Geschlechterrollen wieder zurechtzurücken, Stereotypen zu bestätigen? Wobei die beiden solch skurrile Unikate sind, dass sie auch nicht wirklich klischiert Frau und Mann spielen. Also um Verwirrung zu stiften? In den Filmkritiken und -beschreibungen, die ich gelesen habe, wird dieser Aspekt des Geschlechtertauschs stets ausgelassen. Weil sich niemand an das heiße Eisen von Gender-Themen wagen will? Weil niemand den Durchblick hat? Den habe ich auch nicht so wirklich. Aber bei all der satirischen Kapitalismuskritik verstehe ich den Sinn darin, dass die Aussage sein soll, dass die Arbeitnehmenden sich nach den Arbeitgebenden oder eben deren Job-Angeboten zu richten haben. Denn einen Job braucht jeder kleine Fisch, um im Kapitalismus zu überleben.

Trudi