Ein gefühlvoller Film über ein hartnäckiges Mädchen, das seinen großen Traum verfolgt, gedreht von einer saudischen Regisseurin in einem Land, in dem Kinos verboten sind.

Das Mädchen Wadjda wohnt mit seinen Eltern in einer Vorstadt von Riad in Saudi Arabien. Ihr grösster Wunsch ist ein grünes Fahrrad, das sie in einem Geschäft entdeckt hat. Mit diesem Rad könnte sie dann ein Wettrennen mit ihrem Freund Abdullah veranstalten. Allerdings hat Wadjda weder die 800 Rials für das Rad, noch dürfte sie als weibliches Wesen in der Öffentlichkeit damit fahren.

Dies hält sie jedoch nicht davon ab, für ihren großen Traum zu kämpfen. Sie verkauft selbstgemachte Armbänder an ihre Schulkolleginnen oder verdient sich einige Rials durch gewitzte Geschäfte. Als bei einem Koranwettbewerb eine große Preissumme für die Gewinnerin lockt, meldet sich Wadjda an und mit immensem Durchhaltevermögen gewinnt sie schließlich den Wettbewerb. Da sie jedoch den Fehler macht und von ihrem Vorhaben, ein Fahrrad kaufen zu wollen, erzählt, wird ihr Preisgeld einem Solidaritätsfonds für Palästina gespendet. Zur gleichen Zeit kriselt es in der Ehe ihrer Eltern, da ihr Vater eine weitere Frau heiraten will.

Im Film gibt es verschiedene Erzählebenen, die geschickt miteinander verknüpft werden. Die Charaktere sind komplex gezeichnet, auch die Nebencharaktere. Hierfür einige Bemerkungen zu einigen Charakteren.

Wadjda: Sie hört englische Musik, zieht nicht wie die anderen Mädchen schöne schwarze Schuhe an sondern Chucks, verdient ihr eigenes Geld mit verschiedenen (meist illegalen) Tätigkeiten, verschleiert nie ganz ihr Gesicht, geht nur in die Religions-AG, um den Koranwettbewerb zu gewinnen und sich so ihr Fahrrad kaufen zu können, und ist mit einem Jungen (Abdullah) befreundet. Sie ist intelligent und weiß, wie sie Leute um den kleinen Finger wickeln kann. Und falls einmal Plan A nicht aufgehen sollte, denkt sie sich Plan B aus.

Wadjdas Vater: Heiratet eine zweite Frau, da ihm Wadjdass Mutter keinen Sohn gebären kann.

Wadjdas Mutter: Arbeitet in einem Krankenhaus, will ihrem Mann gefallen und ihm eine gute Ehefrau sein, ist aber sehr enttäuscht, als dieser eine weitere Frau heiratet.

Abdullah: Wadjdas Freund, er unterstützt sie, indem er ihr sein Fahrrad zum Üben ausleiht und ihr einen Helm schenkt. Will Wadjda später einmal heiraten.

Schulleiterin: Strenge und autoritäre Frau, die selbst aber doch nicht so moralisch perfekt handelt, wie sie es von ihren Schülerinnen wünscht.

So verbinden sich viele kleine Geschichten mit Wadjdas Geschichte, in denen alle ihren Weg finden müssen, an der Grenze von Verpflichtungen und der Verwirklichung eigener Träume und Wünsche.

Eine Besonderheit des Filmes ist es, dass eine Frau die Regisseurin und Drehbuchautorin ist, obwohl dies in Saudi Arabien nicht erlaubt ist. Haifaa al Mansour hat mit diesem Film ihr Debüt in der Filmwelt gegeben. In einem Interview (mit Tink vom 4.5.13) erzählte sie, dass sie ihre Regieanweisungen aus einem Van mithilfe eines Walkie-Talkies gemacht habe, da sie als Frau dies nicht öffentlich tun durfte.

Fazit: Ein schöner Film, der den Kinozuschauer_innen einen interessanten, teilweise vielleicht für westliche Zuschauer_innen überraschenden Einblick in den saudischen Alltag gibt und der zeigt, dass, wenn man sich für etwas einsetzt und dafür kämpft, alle Träume wahr werden können.

by Annie Hall

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