Team Film: Genderbending in Musikvideos
Von
„Girls who are boys
Who like boys to be girls
Who do boys like they´re girls
Who do girls like they´re boys
Always should be someone you really love“
Blur – Boys & Girls, 1994
Täglich werden in Musikvideos Darstellungen von stereotypen Geschlechterbildern verbreitet. Die Clips nehmen dominante Diskurse der Differenz und Hierarchie von Geschlechtlichkeit auf und verarbeiten diese. Immer mehr Künstler_innen versuchen jedoch, diese konventionellen Konzepte zu verbiegen (bend), zu vermischen (blend) und zu zerstören. Die im Folgenden aufgeführten Clips entziehen sich dieser gewohnten affirmativen Darstellung und Repräsentation von Geschlecht. Oppositionelle bzw. progressive Geschlechterdarstellungen lassen sich nach verschiedenen inhaltlichen, formal-ästhetischen und musikalischen Kriterien unterscheiden, welche im Folgenden kurz aufgeführt und mit Beispielen illustriert werden.
Eine Methode besteht darin, die stereotypen Konzepte so zu verwenden, dass die Darstellung hinter den Repräsentationen transparent wird. Dies geschieht mit Hilfe von spielerischen oder extremen Darstellungen von charakteristischen Weiblichkeits- und Männlichkeitsbildern, welche durch die Übertreibung offensichtlich und zu einer Kritik zugänglich gemacht werden.
Dazu zählen zum einen Videoclips weiblicher Künstlerinnen, die Kritik an traditionellen Männer- und Frauenrollen aus weiblicher Perspektive äußern. Im Rekurs auf radikale feministische Diskurse wird in Videoclips vom Typus „give women a voice“ Protest gegen weibliche Diskriminierung laut. Typische Videoclips sind Tina Turner „Typical Male“, Salt’n’Pepa „Start Me Up“, Janet Jackson „Nasty“, Susan Vega „Luca“, Annie Lennox „Sisters Are Doin‘ It for Themselves“. In den 1990er Jahren rücken explizit gesellschaftskritische Protesthaltungen weiblicher Künstlerinnen an den medialen Rand und wurden eher in Songs der Riot- Grrrl-Bewegung und ihren NachfolgerInnen (Bikini Kill, Huggy Bear, Sleater-Kinney) und von kritischen weiblichen Rapperinnen (Monie Love, Queen Latifah, Missy Elliott) vertreten.
Eine weitere Strategie ist die Inszenierung gleichgeschlechtlichen Begehrens, wie im Clip von Madonna „Justify My Love“. Diese Visualisierung unterzieht die Norm der heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit einer Kritik.
Eine andere Vorgehensweise besteht in der Überschreitung der imaginären Grenzen (Crossdressing). Das Spektrum reicht dabei von einem Verkleidungsspiel über die Travestie bis hin zur Transsexualität. Kleidung, Make-up und Körpersprache werden dabei in Musikvideos vom anderen Geschlecht übernommen, wie zum Beispiel beim Clip von The Knife „Pass this on“, Kazaky „Love“ oder Culture Club „Karma Chameleon“.
Anders als die bisher genannten Strategien, welche die diskursiven Grenzen der Geschlechter überschreiten oder ignorieren, gibt es solche, die die Grenze verwischen. Androgyne Musiker_innen nähern sich mit Kleidung und Körpersprache dem anderen Geschlecht an, ohne vorzugeben, „das andere“ Geschlecht zu sein (Close-Dressing). Dies produziert Unsicherheit, irritiert bestehende Erwartungen und zweifelt das Diktum der Heterosexualität an. Androgynität wird oft als Markenzeichen eingesetzt. Als Beispiel dient hierfür Michael Jackson, der eine deutliche Veränderung von männlich bis hin zu weiblich durchmachte (vgl. „You Are Not Alone“, 1995) oder Prince.
Ein weiteres Merkmal der visuellen Annäherung zur Androgynität ist das sogenannte „morphing“, welches mit Hilfe von Computertechnik wirksam wird. Dort wird ein Video-Bild ohne Schnitt in ein anderes überführt.
Videobeispiele:
Hard Ton – Tribute to Leigh Bowery
http://www.youtube.com/watch?v=F_HDEJybpgg&feature=player_embedded#!
Poisonous Relationship – Men’s Feelings
Kazaky – Love
http://www.youtube.com/watch?v=7p7xWHlCs90
Cazwell – Ice Cream Truck
http://www.youtube.com/watch?v=WZ5Px_tR3uo
The Knife – Pass this on
http://www.youtube.com/watch?v=gKhjaGRhIYU
Blur – Boys & Girls
http://www.dailymotion.com/video/x38ne0_blur-boys-girls_news#.Uato_eDzSMN
Jeanne Mas– Femme d’aujourd’hui
http://www.youtube.com/watch?v=YsTs3xIXzoc&feature=related
Jolly Goods – Try
http://www.youtube.com/watch?v=6ONEIlHQW_4
The Irrepressibles – Arrow
http://www.youtube.com/watch?v=n4FegYriUhU
Elton John & RuPaul – Don’t Go Breaking My Heart
http://de.musicplayon.com/play?v=168800
Culture Club – Karma Chameleon
http://www.youtube.com/watch?v=JmcA9LIIXWw
Nicky Click – Booty
http://www.youtube.com/watch?v=XxmOPO9Nfik
Ledwina