Die Sims. Eine Puppenhaussimulation. Ein Spiel, das auch die traditionellen Geschlechterrollen reproduziert? Wie fast jedes Spiel, leider ja. Ich möchte heute jedoch eine spezifische Frage diskutieren. Nämlich die des Zusammenhangs zwischen dem Zielpublikum des Spiels und den Veränderungen, die es in den verschiedenen Versionen des Spiels gegeben hat. Zurzeit ist Sims 3 die aktuellste Version des Spiels. 2014 soll ein vierter Teil erscheinen.

Nun aber zuerst eine kleine Einführung in die Spielmechanik für die Nicht-GamerInnen.

Bei Die Sims handelt es sich um eine sogenannte Lebenssimulation. Der oder die SpielerIn erstellt zu Beginn einen Sim. Dabei handelt es sich um einen Computermenschen, für den man danach ein Haus kauft, das man mit Gegenständen einrichten kann. Man baut also quasi ein Leben. In der ersten Version heißt „Leben“ vor allem die Akkumulation von Geld, die Vergrößerung des Hauses und das Erreichen der Spitze der Karriereleiter.

Das Spiel schlug ein wie eine Bombe. Es war das erste Spiel, das von mehr Frauen gespielt wurde als von Männern und es ist immer noch einer der meistverkauften Titel überhaupt. Dass es sich bei Die Sim, wie oft behauptet wird, um ein „Frauenspiel“ handelt, trifft zumindest dann zu, wenn man sich anschaut, wer das Spiel kauft. Die Veränderungen zwischen der ersten Version und Sims 2 finde ich sehr interessant. Im Original gibt es Erwachsene und Kinder. Kinder werden jedoch nie zu Erwachsenen. Die große Neuerung in Sims 2 ist die der Alterung. Sims durchleben nun verschiedene Lebensphasen. Die Kindheit wurde in mehrere Stufen unterteilt, was bedeutet, dass Erziehungsarbeit einen völlig neuen Stellenwert erhält. Babys müssen gewickelt werden, den Kleinkindern muss das Sprechen beigebracht werden und Teenagern kann man Hausarrest erteilen. Der im Teil 1 praktisch inexistente Aspekt der Erziehung wird zu einem zentralen Aspekt im Sims 2.

Weitere große Neuerungen betreffen die Haushaltsarbeit. Plötzlich können Küchenablagen und sanitäre Anlagen schmutzig werden. Sie müssen geputzt werden. Geschirr muss weggeräumt, Betten gemacht werden und in Sims 3 kann man neuerdings Wäsche waschen. Diese Veränderungen wurden von den SpielerInnen sehr begrüßt. Mir stellt sich die Frage, ob sich die EntwicklerInnen nach dem Erfolg des ersten Teils überlegt haben, auf die Zielgruppe „Frau“ hinzuarbeiten, also ganz spezifisch mehr Putzarbeit ins Spiel zu bringen, um Frauen anzusprechen? Meiner Meinung nach ein Skandal. Eine andere Erklärung für den Erfolg wäre der, dass die neuen Spielinhalte so oder so eingeführt worden wären und von den SpielerInnen begrüßt wurden, weil es vor allem Frauen sind und sich diese durch den Putz- und Erziehungsaspekt besser mit dem Spiel identifizieren konnten, da es ihrer eigenen Lebenswelt entspricht. Auch diese Erklärung zeugt von einem Misstand. Ich kann mich nicht entscheiden, welcher der beiden zu bevorzugen ist.

Ich frage mich, ob, wenn das Original bei männlichen Spielern ein riesiger Erfolg gewesen wäre, der Karriereteil einen größeren Stellenwert erhalten hätte. Vielleicht hätte man in Teil 2 plötzlich selber Autofahren können (GTA Style) oder aktiv Sport machen. Wer weiß? Fest steht, dass die SpielerInnen offensichtlich gerne virtuelles Geschirr abräumen. Schade, dass die Motivation nicht in die reale Welt hineinreicht. Für alle Geschlechter.

Flora Cart