Wow, ich bin total platt, ich habe gerade eine Fotoaktion für heute abend 21 Uhr geplant, ich chatte gerade mit meinem Cousin Erkan aus Istanbul. Jung, alt, groß, klein, reich, arm, alle sind auf den Straßen. Er sagt, er ärgert sich über die Nachrichten im Fernsehen, schnappt sich seine Fahne und geht raus. Da begegnen ihm schon 500 Menschen, die genauso denken, sie laufen durch die Straßen und werden zu 1.000, 2.000. Der Protest verläuft spontan und über Social Media organisiert. Ich glaube er hat Angst. Das kann ich sehr gut nachfühlen. Denn Erdogan vergrößert die Kluft zwischen diesen Frauen, Männern, Jugendlichen, die für ihr Recht kämpfen und sich nicht sagen lassen wollen, nicht vorschreiben lassen wollen. Erkan sagt, Mann und Frau spielt keine Rolle.

Er schreibt und schreibt. Die jetzige Regierung denke, sie verbietet etwas, und alle müssen folgen. Abtreibungsverbot, Alkoholverbot, Verbot, die säkularen Feiertage zu feiern, keine Strafen für Vergewaltiger, schreibt er, deswegen sind die Menschen auf der Straße.

Weil am schwarzen Meer die Wälder abgeholzt werden, um Straßen zu bauen, schreibt er, weil die Benzin- und Gaspreise steigen.

Ich kann die Stimmung spüren. Ich kann nachvollziehen, dass die Menschen dort Angst vor einem Polizeiregime haben. Mich besorgt, dass anonyme PolizistInnen die Menschen angreifen. Ethem Sarisülük ist einer der Protestlerinnen und Protestler, der tot ist. Er wurde erschossen. Und trotzdem machen die Leute weiter.
#direngeziparki! Morgen gehts weiter…