Vor wenigen Tagen ist die Künstlerin Almut Klotz verstorben. Ein Nachruf von Christina Mohr

Almut Klotz und Reverend Dabeler (Foto: Robin Hinsch)

Als ich Almut Klotz endlich persönlich kennen lernte, hatte sie gerade mit Christian „Reverend“ Dabeler für ungefähr achtzig Leute Nudeln gekocht und Musik gemacht – die Frankfurter „Freitagsküche“ hatte Klotz & Dabeler anlässlich der Veröffentlichung ihres Albums „Menschen an sich“ eingeladen und das Veranstaltungskonzept sah vor, dass die MusikerInnen erstmal kochen mussten. Die beiden meisterten die skurrile Aufgabe gelassen, spielten dann ihre Songs mit Leidenschaft – ach, es war ein schöner Abend, damals im kalten Dezember 2007. Danach kreuzten sich unsere Wege noch ein paar Mal und es war immer so, als würden wir uns schon lange kennen – was von meiner Seite aus gesehen auch stimmte: die Songs der von ihr und Christiane Rösinger gegründeten Lassie Singers begleiteten mich seit einer halben Ewigkeit; meine Studentinnenjahre hätte ich ohne „Mein zukünftiger Exfreund“ oder „Leben in der Bar“ wohl kaum durchgestanden. Almuts Stimme klang immer noch ein bisschen melancholischer als Christianes, aber auch stark und optimistisch und lebensklug – eine großartige Sängerin, der man gebannt zuhörte, mit der man aber auch enthusiastisch mitschmetterte.

Almut Klotz ist Anfang der 1960er Jahre in Baden geboren, 1985 ging sie nach Berlin, wo sie auch jetzt lebte; nach dem Ende der Lassie Singers gründete sie den Berliner Popchor, das Label Flittchen Records, war maßgeblich an der Entstehung von Parole Trixi beteiligt, bildete mit dem Reverend das Duo Klotz & Dabeler, schrieb Kolumnen, Romane, Kurzgeschichten – ein echtes Künstlerinnenleben, in dem sie noch so vieles vorhatte.

Und gestern Vormittag dann diese entsetzliche E-Mail: „Almut ist Donnerstag nacht gestorben.“ Eine dieser Nachrichten, die so furchtbar sind, dass man sie zuerst gar nicht fassen kann – und erst langsam ihren schlimmen Inhalt begreift. Almut Klotz ist tot. Gestorben mit 51 Jahren an Krebs, der sie unaufhaltsam auffraß. Dabei sah doch gerade alles richtig super aus: Das neue, wundervolle Album „Lass die Lady rein“, das sie gemeinsam mit dem Reverend, ihrem Ehemann, aufgenommen und produziert hatte und das in wenigen Tagen bei Staatsakt erscheint – welch schöner Akzent, dass Almut nach vielen Jahren wieder Labelkollegin von Christiane Rösinger sein würde! Sogar eine Tour war für den Herbst geplant. Doch FreundInnen, die ihr nahestanden, ahnten, dass nur der Gedanke an die Konzertreise sie noch ein bisschen am Leben erhielt. Dass ihre Stimme schon ganz schwach und brüchig war, habe ich nicht gewusst: wir hatten ein sehr witziges und selbstironisches Interview per E-Mail geführt, an dessen Ende sie schrieb, wie sehr sie sich auf die Konzerte und ein Wiedersehen freut. Oh ja, wir haben uns alle so sehr gefreut. Die schöne neue Platte ist jetzt dein Vermächtnis. Geh in das Licht*, Lady.

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