Wenn über afrikanisch inspirierte Mode gesprochen wird, ist meist die Rede von Dutch Wax. Und auch wenn klar ist, dass Dutch Wax nicht synonym mit afrikanischer Mode ist, nimmt dieser Stoff, vor allem aufgrund der unwahrscheinlich großen Bandbreite an Prints, eine prominente Rolle ein. Dutch Wax wird dieser Stoff meist deshalb genannt, weil Vlisco, einer der renommiertesten Textilfabrikanten, ein niederländisches Unternehmen ist. Oftmals ist auch von Ankara, Fancy Print oder Mammy Cloth die Rede.

 

 

Dutch Wax, im Wesentlichen ein bedruckter Baumwollstoff mit einer Wachsschicht, beruht auf einer in Indonesien entwickelten Herstellungsart. Holländische Händler brachten von ihren Fahrten in die damals niederländische Kolonie Stoffe nach Afrika und Europa. Durch die voranschreitende Industrialisierung und das vermehrte Angebot an Rohstoffen vereinfachten und beschleunigten sich die Herstellungsverfahren. Auch erkannten die holländischen Händler_innen das hohe Absatzpotential auf dem afrikanischen Kontinent. Um das Interesse an Dutch Wax zu steigern, wurde dieser daher ästhetisch an die Bedürfnisse der Käufer_innen angepasst. Beispielsweise wurden die Stoffe mit Adinkra-Symbolen gestaltet, regional verankerte Sprichwörter grafisch umgesetzt, usw. Auch heutzutage orientiert sich Vlisco am Geschmack seiner afrikanischen Kund_innen, schließlich ist Afrika der größte Absatzmarkt des seit 1846 bestehenden niederländischen Textilunternehmens. Es gibt Stoffe mit dem Abbild von Politiker_innen und Popstars, mit aufgedruckten Gebrauchsgegenständen wie Handtaschen, Mercedes Benz Logos, uvm.

 

 

Ist Dutch Wax nun ein afrikanischer Stoff? Nicht per se, eher handelt es sich um einen Stoff, der durch das koloniale Zusammentreffen von Kolonisator_innen und Kolonisierten, und im nächsten Schritt durch Afrikaner_innen essentiell geformt  wurde. Denn durch deren Verwendung wurde Dutch Wax zu etwas afrikanischem gemacht. Bedeutung besteht schließlich nicht einfach so, sondern wird von uns durch immer wieder kehrende Handlungen und Bezüge hergestellt. Entgegen der Lesart Dutch Wax = afrikanischer Stoff = afrikanische Mode, können wir mit diesem Stoff vor Augen daher die Verwobenheit der globalisierten Welt bezüglich Rohstoffe, Herstellungsart, Ästhetik und Produktion denken. Vlisco etwa produziert in den Niederlanden, nach einem Verfahren, dass ursprünglich in Indonesien entwickelt wurde. Mittlerweile hat die Firma Niederlassungen in Togo, der Elfenbeinküste, Nigeria, der demokratischen Republik Kongo, Benin und Ghana. Weiters werden viele der am Markt erhältlichen Stoffe in England, China, Indonesien, Indien, Pakistan und in afrikanischen Ländern wie Ghana, Nigeria, Ruanda hergestellt. Erhältlich ist Dutch Wax mittlerweile nicht nur in Dakar, Lagos oder Douala, sondern am Markt in London, Amsterdam, ja sogar in Wien sind die Stoffe mittlerweile zu haben. Darüber hinaus wird Ankara mittlerweile nicht nur von Designer_innen auf dem afrikanischen Kontinent, sondern weltweit verwendet (siehe auch ENJOY: NEW AFRICAN FASHION by Helen Jennings).

 

 

Teile dieses Textes sind in der STIMME. DER ZEITSCHRIFT DER INITIATIVE MINDERHEITEN erschienen.