Statement der Rapperin und HipHop-Aktivistin zu fünf Jahren Queer-Feminsmus

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Ich bin keine Empirikerin. Ich weiß nicht wirklich, wie man den konkreten Impact von soziopolitishen Kämpfen repräsentativ oder zumindest glaubwürdig misst. Und selbst wenn: Welche gesellschaftlichen Ebenen wären relevant, in welchem geographish-kulturellen Ausmaß, wie wird man einer umfassenden Zusammenshau dessen gerecht, um Korrelationen zu erkennen?

Geht es um die Implementierung von Gesetzen, die aus feministishen Forderungen hervorgingen? Um deren Wirksamkeit? Um die weibliche* Sichtbarkeit in männlichen dominierten Berufszweigen? Um das arbeitsklimatishe Wohlbefinden von Ingenieurinnen, Fliesenlegerinnen, Dirigentinnen? Um das Aufkommen feministisher Blogs und Vlogs? Um den Bekanntheitsgrad und Impact von Frauen wie Anita Sarkeesian oder Laci Green?

Meine Aufgabe liegt mehr darin kommunikative Brücken zu shlagen und Präsenz zu zeigen. Also kümmere ich mich um queerfeministishen Aktivismus zwishen männerdominierten Subkulturen, autonom-antifashistish bis links-parteipolitishen Kontexten und versuche einerseits, große bürgerlich-frauen*bewegte Bündnisse zu unterstützen als auch aktiv an den Diskursen radikalfeministisher Kämpfer*innen dranzubleiben.

Um es kurz zu machen: All das läuft so gut, dass ich damit so einigermaßen meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Die Vielzahl feministisher Panels, Kampagnen, Workshops, Konzerte, Infoveranstaltungen, Ladyfeste, Salons, Lesungen, Diskussionsrunden, Demonstrationen hat mich die letzten vier, fünf Jahre gut auf Trab gehalten und es waren die besten meines Lebens, nichtsdestotrotz:

Das thematishe Spektrum wächst mit dem Zeitgeist einer mediatisiert-globalisierten Welt, immer mehr Generationen shließen auf und wollen miteinander verhandelt werden ebenso wie innerfeministishe Widersprüche und Lager, realpolitishe Krisen fordern Prioritätensetzung und kappen den Raum für Symbolishes, das Internet ist unser bester Freund und unser shlimmster Feind, Mainstream-mediale Stimmen tendieren zur Trivialisierung feministisher Notwendigkeiten, der Kapitalismus kennt immer noch kein Erbarmen und kotzt uns mit Shönheitsindustrien, Werbestrategien, Arbeitsmärkten voll, und ganz nebenbei rollen stabile patriarchale Backlashes die Allee hoch und runter und besheren uns konservative Regierungen, ein Erstarken von rape culture entlang von tabubrüchiger Sensationsgeilheit und unsägliche NS-Vergleiche als Reaktion auf feministishen Aktivismus.

Eigentlich nur eine mittelgute Aussicht. Aber Olympe de Gouges, Sojourner Truth und Clara Zetkin haben auch nicht aufgegeben und diese Frauen haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt für ihre politishen Überzeugungen.
Was uns also bleibt: Weitermachen! Und endlich ein möglichst breites Bewusstsein für den intersektionalen Ansatz innerhalb feministisher Politik zu erarbeiten, damit die inneren Übershneidungen und Vershränkungen vershiedenster Formen von Benachteiligung und Diskriminierung als konkrete – wenngleich ziemlich komplexe – Realität anerkannt werden und sich die diversen emanzipatorishen Kämpfe gegenseitig multiplizieren können.
Word!

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